Text des Monats

Monat 05/2006:
Pälzer Fänfilosofie von Helga Schneider

Der Text des Monats Mai kommt aus Kaiserslautern.

Für den Monat Mai 2006 hat die Bosener Gruppe die Auszeichnung "Mundarttext des Monats" der nordpfälzischen Autorin Helga Schneider aus Kaiserslautern für ihren Text "Pälzer Fänfilosofie" zuerkannt.

Zur Bosener Gruppe gehören Literaten aus dem rhein- und moselfränkischen Raum, die sich zum Ziel gesetzt haben, Wert und Aussagekraft der Mundart in ihren Texten aufzuzeigen und Möglichkeiten der Dialektsprache in anspruchsvollen literarischen Gestaltungsformen darzustellen. Zur Bosener Gruppe zählen Autorinnen wie Gisela Bell, Hildegard Driesch, Karin Klee und Relinde Niederländer, Autoren wie Peter Eckert, Georg Fox, Bruno Hain, Jean-Louis Kieffer, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Wolfgang Ohler, Norbert Schneider, Robert Schultz und Günter Speyer, sowie Liedermacher und Bühnenkünstler wie Marcel Adam, René Egles, Günther Hussong, Hans Walter Lorang, Jo Nousse und Manfred Pohlmann. Mehr dazu auf der Homepage der Gruppe: http://bosenergruppe.saar.de.

Helga Schneider, geb. 1940, pensionierte Lehrerin, lebt in Kaiserslautern und ist eine der bekanntesten Mundartschriftstellerinnen des rheinfränkischen Sprachgebietes. Sie ist sowohl Buchautorin ("Glaswelte", Reitschulrääs plus Hörbuch mit 2 CDs") als auch vielfach ausgezeichnete Preisträgerin beim Bockenheimer Mundartdichterwettstreit (Dr. Wilhelm Dautermann-Preis), Wettbewerb Dannstadter Höhe, Sickinger Mundartwettstreit, Goldener Schnawwel des Saarländischen Rundfunks und Mundartwettbewerb der Stadt Völklingen. Des Weiteren erhielt sie den Sonderpreis des SWR und der Stadt Frankenthal für die Übertragung von H.v. Kleists "Der zerbrochener Krug" ins Pfälzische. Über den Text Päzer Fänfilisofie schreibt Thomas Liebscher:

Fußball, Fußball, über alles. Das Spiel, schon immer überhöht, scheint im WM-Jahr derart überfrachtet zu werden, dass sich statt Vorfreude so etwas wie Vorfrust einstellt, weil zu viele etwas mit dem Mega-Ereignis geschäftlich bezwecken. Die reine Leidenschaft dagegen, der Fußball als Lebenselexier der Zuschauer, in guten wie in schlechten Tagen, wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Nicht überall. Man gewöhnt sich an alles, nur nicht an Kaiserslautern, sagte einst, als er noch spielte, Franz Beckenbauer. In der Pfalz ist die Verbundenheit mit dem Verein legendär. Bewunderung findet die Treue zum 1. FCK, mancher Beobachter aber staunt auch über die Welt der unerbittlichen Fans. Helga Schneider singt in ihrem Limerick kein Loblied auf den Betze, wie es schon viele Autoren vor ihr getan haben. Sie kommt uns ebensowenig sportkulturkritisch. Sie registriert, was da 14-tägig in der Stadt vorgeht und täglich seine Fortsetzung im Privaten findet. Aufstiege zum Stadion, um Abstiege zu Vermeiden. Irrungen, Wirrungen, wie im wirklichen Leben, das zeichnet die Verbundenheit zum eigenen Club aus. Immer weiter gehts, immer wieder hoch uff de Betze. Das nächste Spiel ist immer das schwerste.

Pälzer Fänfilosofie

Quer dorch Lautre marschiern Richtung Betze
Schare Fäns, err un werr vor Entsetze.
Steijn die ab? Steijn die ab?
's is jo mordsmeeßisch knapp -
Dabber nuff! Dabber nuff uff de Betze!

Helga Schneider