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Über Bücher

Georg Fox: „Der Dichter und sein virtueller Sohn“

Eine Rezension von Gérard Carau

Der Dichter und sein virtueller Sohn
Der Dichter und sein virtueller Sohn

Georg Fox ist ein künstlerischer Tausendsassa. Er bewegt sich geradezu schwerelos und zeitlos zwischen Sprachen (Schriftdeutsch und Mundart) und Genres (Kurzprosa und Poesie), nicht zu vergessen in den Farben und Formen der Aquarellistik und sogar in der für viele geheimnisvollen Welt der „Videoartistik“. Man kann ihn ob solchen Könnens nur beglückwünschen.

In seinem jüngsten, mit einigen wenigen Fotografien garnierten Textbüchlein von knapp 130 Seiten hat er 19 „Kurzgeschichten“ auf Hochdeutsch und 17 Mundartkolumnen, die in den letzten Jahren in der Saarbrücker Zeitung erschienen sind, versammelt. Der Titel des Werkes wirkt vielleicht zunächst etwas befremdlich: Wer versteckt sich hinter dem Dichter und seinem virtuellen Sohn? Sammelt hier ein betagter Dichter noch „altmodisch analog“ in der Natur seinen zu verdichtenden Stoff, währenddessen sein nicht wirklicher, nur virtueller Sohn natürlich schon zeitgemäß digital zugange ist? Aber so ist die Welt halt geworden. Entsprechend originell auch die Idee, einigen Texten quasi als Motto moderne englisch klingende Begriffe voranzustellen wie „influencer“, „framing“, „disruption“, „derailing“ und „sampling“, die neugierig machen auf die deutschsprachige Ausdeutung. Und die Erwartung wird nicht enttäuscht.

„Kurzgeschichten“ hat Georg Fox den ersten Teil seiner Texte genannt. Aber Kurzgeschichten, wie wir sie von Heinrich Böll, Wolfgang Borchert oder Reiner Kunze gewohnt sind, sind es nicht. Es wird keine „Geschichte“ erzählt, es werden auf kurzem Raum Reflexionen, Betrachtungen über unterschiedlichste Gegenstände (aus Geschichte, Natur, neuer Wolkenkratzerwelt) dargeboten, die alle ihre Gedanken wert sind und z.T. genüsslich-satirisch daherkommen. Eine Kostprobe „Leben wie ein Hund“ haben wir im aktuellen Paraple auf den Seiten 56 ff. abdrucken dürfen.

Georg Foxens Kolumnen auf Saabrigger Platt, die im Abstand von sechs Wochen in der SZ erscheinen und von denen der Autor hier eine Auswahl präsentiert, dürften den allermeisten „Saarlännisch-Fans“ bereits bekannt sein. Sie sind unverwechselbar im Stil, wenn auch nicht immer auf Anhieb leicht entzifferbar. Aber diese Sprache gehört zum weiten Saarlandbild von Georg unbedingt hinzu und wir müssen ihm dankbar sein, dass er nicht nur „Spracherläuterer und -entwickler“ (s.o.), sondern eben auch anerkannter Spracherhalter ist.


Bibliografische Angaben:
Georg Fox: „Der Dichter und sein virtueller Sohn“ – Kurzgeschichten und Kolumnen, 128 Seiten, Edition Bucherbach 2023, ISBN 978-3-347-83876-5