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die Bosener Gruppe

Text des Monats

Monat 10/2025:
Späti Zeit von Heinrich Kraus

Sogar Frösche verstummen

Heinrich Kraus
Heinrich Kraus

Der Text Späti Zeit des rheinfränkischen Autors Heinrich Kraus ist Mundarttext des Monats im Oktober 2025 und gleichzeitig der letzte Text in dieser Reihe, die das Kolloquium der Bosener Gruppe im Lauf von 25 Jahren ausgezeichnet hat.

Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, um einem Gründungsmitglied der Bosener Gruppe das letzte Wort zu geben.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgewählten Text schreibt die saarländische Autorin Hildegard Driesch:

Vor 25 Jahren, im Oktober 2000, ist die Bosener Gruppe gegründet worden. Einer der Mitgründer ist Heinrich Kraus gewesen. Im Oktober 2015, also genau vor 10 Jahren, ist Heinrich Kraus im Alter von 83 Jahren verstorben. Mit seinem Text des Monats wollen wir an ihn, den großen rheinfränkischen Schriftsteller erinnern.

In den 1960-er Jahren - es steckten ihm wohl noch die Erinnerungen an seine „Wanderjahre“ während der 50-er Jahre in den Gedanken, überwiegend mit dem Fahrrad durch Frankreich, nach Italien und Spanien - begann er neben seiner Erwerbstätigkeit als Fremdsprachenkorrespondent mit dem Schreiben. Er hatte in den verschiedenen Ländern nicht nur die jeweilige Hochsprache gelernt sondern hatte auch „ein gutes Ohr“ für die unterschiedlichen Dialekte. Um in Frankreich ein Studium zu finanzieren, hatte er alle sich ihm bietenden Arbeiten angenommen.

1964 zog er aus dem Saarland ins pfälzische Miesau.

Von ihm, geboren 1932 in St. Ingbert, sind bereits in dem 1964 erschienenen Büchlein „Mei Geheichnis, Mundartgedichte von der Saar und ihrer Nachbarschaft“, vier Texte zu finden. Seit dem Jahr 1980 war er freischaffender Schriftsteller. Heinrich Kraus schrieb in Mundart und Hochdeutsch, er schrieb Romane und Geschichten, Gedichte in allen möglichen Versformen, Hörspiele, Kinder- und Jugendbücher. Man erinnert sich an die Kinderbuchreihe „Siggi Wulle“, die sogar ins Chinesische und ins Japanische übersetzt worden sind. Er übersetzte auch Texte aus den spanischen Regionalsprachen. Seine Werke in Hochdeutsch und Mundart sind oft mit einer Prise Ironie gewürzt. In vielen Texten liest man in und zwischen den Zeilen den Respekt vor der schwer arbeitenen Bevölkerung. Nicht zu vergessen sind seine Mundartgottesdienste.

Es sollen nur vier Bücher willkürlich aus seinem riesigen Gesamtwerk genannt werden:

Heinrich Kraus, man erinnert sich an einen bescheidenen, zurückhaltenden Mann, erhielt Auszeichnungen und Preise, neben vielen anderen 1990 den „Goldenen Schnawwel“. Im Jahr 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein literarisches Schaffen.

Der ausgesuchte Text führt uns in einen Spätsommertag. Die Früchte sind reif. Die Frösche lassen ihre Lebendigkeit hören. „Wacke zittere in de Bach“, ob sie schon eine Vorahnung von der bevorstehenden kalten Jahreszeit haben?

Bald werden die sonnigen Tage für dieses Jahr Geschichte sein. Das Froschgequak: vorbei. Die Bäume stehen kahl, gespenstisch. Die Kälte hat die Oberhand gewonnen. Aus den Schornsteinen steigt der Rauch auf. Es ist spät geworden. Am Tag, im Jahr, im Leben?

Späti Zeit

Voll Trauwele henge die Steck.
Wacke zittere in de Bach.
Naacht for Naacht Froschgequak. Lejser Quitteduft.
Sonnischer Dah: iwerm Borrm knischtert es Stroh.

Schon ball stehn die Bääm ohne Laab.
Deere, Fenschtere sin noht zu.
Hart de Grund. Strack vor Kält: Mauer, Gitter, Zaun.
Raach stinkt im Owed. S‘ geht rum. Spät is, so spät!

Heinrich Kraus