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die Bosener Gruppe

Text des Monats

Monat 06/2025:
Ed Dimmelwerrer von Johannes Kühn

Zeit für ein Donnerwetter

Johannes Kühn
Johannes Kühn

Das Gedicht Ed Dimmelwerrer des aus Tholey-Hasborn stammenden Autors Johannes Kühn ist Mundarttext des Monats im Juni 2025, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt.

Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil darin die Urgewalten der Natur ein lyrisches Gegengewicht erhalten.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgewählten Text schreibt die saarländische Autorin Hildegard Driesch:

Der Text „Ed Dimmelwerrer“ des Autors Johannes Kühn (geboren am 3. Februar 1934 in Bergweiler) ist diesmal Mundarttext des Monats.

Als großer deutscher Lyriker, auch an sein zeichnerisches Werk sei erinnert, lebte und erlebte Johannes Kühn seinen Alltag in seiner Heimatgemeinde selbstverständlich auch in seiner Heimatsprache, dem Moselfränkischen, so wie es in Hasborn und Umgebung gesprochen wird. Seine täglichen Spaziergänge tätigte er mit offenen Augen. Kleinigkeiten, gar Nichtigkeiten in den Augen der Kopfmenschen, waren ihm so wichtig, dass er sie in verschiedenen Texten bewahrte. Das frühere Landleben und seine Heimatsprache, beides vom Vergessen bedroht, machte er mit seinen Mundarttexten zu einem Vermächtnis.

Der Autor ist im Jahr 1988 mit dem Kunstpreis des Saarlandes, im Jahr 2000 mit dem Hermann-Lenz-Preis und im Jahr 2004 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet worden, um nur einige zu nennen. Er war Gründungsmitglied der Bosener Gruppe. Johannes Kühn ist am 3.10.2023 verstorben.

Das Gedicht „Ed Dimmelwerrer“ versetzt uns in einen warmen, schwülen Sommertag. Das Gewitter zieht auf, erscheint „aus schwazzem Wolkeschdoff.“ Die Präzision seiner Betrachtung fällt auf. Die Kinder laufen von den Feldern, von „de Schdegger“ ins Haus, nein, sie läuten nicht erst an der Haustür, sie benutzen die unversperrte Kellertür, um dem Unwetter zu entkommen.

Es scheint, als sei hier der Teufel am Werk und für dieses Un-Wetter zuständig, dafür verantwortlich, dass die Eichenbäume sich auf die Zähne beißen müssen. „De Deiwel“, der in den Wolken sitzt und in diesem Unwetter alles kurz und klein schlägt, lässt schließlich, nachdem er sein schlimmes Spiel beendet hat, die Zerstörung übrig.

Ed Dimmelwerrer

Ed Dimmelwerrer kemmt eroff,
ed es aus schwazzem Wolkeschdoff.
Ed klingelt durch de Wäll,
ed blitzt onn dimmelt hell.
Onn hemm, wad mer de Absätz genn,
de Kenner laufe von de Schdegger
onn durch de Kellerdier end Haus renn,
dä Deiwel es em Dimmelwerrer onn am Drecker.

De Eijschebääm se allegar verdräät,
se beiße off de Zenn, on manscher bäät.
De Blitze schleeje hadd,
de krischt se merrem Donner satt.
De Deiwel setzt en de Wolke, saaen eijsch,
ä macht e Schpill med Donnereije, 
o schlett kreiz o klää doo alles, onn ed räänt e Zeijsch,
o wad verreß es, läßt a leije.

Johannes Kühn