Text des Monats

Monat 04/2024:
Emmes von Hans Walter Lorang

Außen und innen tipptopp

Hans Walter Lorang
Hans Walter Lorang

Das Gedicht Emmes des saarländischen Autors und Liedermachers Hans Walter Lorang ist Mundarttext des Monats im April 2024, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil man gerade jetzt die Zeit für solche familiären Groß-Veranstaltungen ist, die allerdings inzwischen immer häufiger „ausgelagert“, das heißt, aus den eigenen vier Wänden verbannt werden.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgesuchten Text schreibt der Autor und Sprecher der Bosener Gruppe Peter Eckert:

Um ein nicht unwahrscheinliches Missverständnis auszuräumen: „Emmes“ meint hier nicht etwa das öffentliche (!) Großereignis, das im Frühsommer Menschenmassen nach Saarlouis bringt. Um ein großes Ereignis geht es hier zwar auch, allerdings diesmal um eines im familiären Rahmen. Emmes, auch Émmes, Imbs u.ä. (ob „die“ oder „der“, da scheiden sich die Geister), verwandt mit „Imbiss“, im allgemeinen Sinn von Mahlzeit scheint aus dem Alltag weitgehend verschwunden. Durchaus verbreitet ist das Wort noch für das Festessen zu besonderen Gelegenheiten.
Zur Familienfeier im Gedicht bleibt beim Wetter leider nur Hoffnung. Aber was man selbst alles unbedingt erledigen muss und will (im neuzeitlichen Plapper-Jargon die „To-do-Liste“), erfasst so gut wie alle Bereiche des Familienlebens. Nicht nur Haus und Wohnung werden herausgeputzt, die Menschen ebenso. Was es heißt, zwei Tage lang dreißig Leute zu verpflegen, erklärt sich von selbst. Aber es wird auch einiges an Geschenken erwartet, dazu wurde eigens das Schlafzimmer ausgeräumt.

Um welches Fest es geht, erklärt zweifelsfrei die Bemerkung „Die arm Kénna“. In einer katholischen Gegend muss es die „Komjoon“ sein, die Erstkommunion also, aber die evangelische Konfirmation dürfte sich in diesem Punkt nicht unterscheiden. Ja, richtig: Über all dem Wichtigen hätte man fast den religiösen Bezug vergessen: In die Kirche müssen wir ja auch noch …!
Vergleichbares erzählt die Bibel von Maria und Martha, bei denen Jesus zu Gast ist. Martha stellt das Haus auf den Kopf, weil sie etwas bieten will. Maria hört, was der Gast zum Glauben zu sagen hat, und hat sich damit, wie Jesus sagt, richtig entschieden. Ob sich das wohl auf die Emmes-Feier im Gedicht übertragen lässt? Oder sollte man es lieber nicht so „kirchlich“ eng und streng sehen?

Emmes

Et Haus én de Reih braaht
De Front nau gemach
Fenschdan, Lääden nau gestrich
De gudd Stuff nau tapezéiat

Allengaar nau éngekläät
Naua Aanzuch, nau Koschdüm
Nau Strémp, nau Schóuh
Unn et Kénd sitt aus

Hoffentlich éss scheen Wedda
Unn ma brauchen kään Mantel
Dann wär alles foar de Katz
Die armen Kénna

Et Schlòòfzémma hamma ausgeraumt
Foar de Geschenka
Unn Schoklaad hamma kääft
Foar die wo ebbes bréngen

Dreißich Leit hamma
Ma muschden Stéihl lehnen
Watt géfft datt lòò en Emmes
Zwoo Daah lang

Ach Gott!
En de Kirch mussen ma
Jòò aach noch
So ebbes!

Hans Walter Lorang