Text des Monats

Monat 11/2023:
unn (e Fragmend) von Peter Eckert

Am Anfang war das „unn“

Das Gedicht unn (e Fragmend) des Autors und Sprechers der Bosener Gruppe Peter Eckert ist Mundarttext des Monats im November 2023, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe geeinigt. Dieser Text wurde ausgewählt, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil er auf die philosophische Frage „Warum ist etwas und nicht lieber nichts?“ eine poetische Antwort gibt.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgesuchten Text schreibt die saarländische Autorin Hildegard Driesch:

Der Mundartautor Peter Eckert wohnt seit 1972 im moselfränkischen „Sprachbereich“ Wadgassen-Differten, aber da er in Burbach (Saarbrücken) aufgewachsen ist, bleibt er seiner rheinfränkischen Sprache, dem „Burbacher Bladd“ treu.

Erst durch seine Erfolge beim Saarländischen Mundartwettbewerb (es folgten weitere Wettbewerbsgewinne in der Region) wurde er motiviert, seine „Zetteltexte“ aufzuarbeiten. Und der Erfolg blieb nicht aus. Peter Eckert ist Gründungsmitglied der Bosener Gruppe (im Jahr 2000). Es würde den Rahmen sprengen, wenn hier all seine Werke aufgeführt würden. Ein Blick = Klick auf die Seite Peter Eckert auf www.literaturland-saar.de lohnt sich!

Der Text „unn (e FragDmend)“ entstammt dem Buch: „Mühlzeit“ – Bosener Momentaufnahmen KleinstVerlag Die Kiste. Der Verfasser schrieb den Text im Jahr 1996 nach seiner Teilnahme am Bosener Mundartsymposium und nennt ihn selbst „e Fragmend“; die Zeilen sind schnörkellos und in der Anzahl der Wörter auf ein Minimum beschränkt.

Vom Werden und Vergehen und sich Verändern in der Natur, ja, im ganzen Universum ist die Rede. Es folgen das Zwischenmenschliche, die Gefühle, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Sich-Entwickelns, um mit dem Fortschreiten des menschlichen Seins bis zum Dahinscheiden zur Vollendung des Lebens zu gelangen. Aus der Kälte wächst die Trauer, die das Weiche, das Leben, zu Stein werden lässt.

Und damit sind wir wieder am Anfang angelangt, der Kreis, der ewige Kreislauf zwischen leben und sterben, zwischen Zeit und Ewigkeit schließt sich.

unn (e Fragmend)

unn aus stään werre felse
unn aus felse werd sand
unn aus land werre meere
unn aus lufd werd e wand

unn wo wärm waa, werd läwe
unn wo gligg helfd, werd lieb
unn wo nidd, werre gräwe
unn es läwe vátrieb

unn was jung waa, werd älder
unn was älder waa, ald
unn was lääbd, das gehd sterwe
unn was waam waa, werd kald

unn was froh waa, werd traurisch
unn was groos waa, werd klään
unn was hell waa, werd dunggel
unn was weisch waa, werd stään

Peter Eckert