Text des Monats

Monat 03/2023:
Dä Lenz äs doo von Manfred Moßmann

Worauf Land und Leute lauern

Das Gedicht Dä Lenz äs doo des lange schon in Norddeutschland lebenden und aus Zerf stammenden Autors Manfred Moßmann ist Mundarttext des Monats im März 2023, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe geeinigt. Dieser Text wurde ausgewählt, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil hier das Phänomen der wiedererwachenden Natur, das es trotz beständiger menschlicher Einflussnahme noch immer irgendwie gibt, einfach wunderbar beschrieben wird.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgesuchten Text schreibt der Autor und Sprecher der Bosener Gruppe Peter Eckert:

Zeiten ändern sich – und wir mit ihnen. Dennoch: Auch wir spüren noch den Fortgang der Jahreszeiten – und ganz besonders den Übergang vom Winter (und sei er noch so zahm) zum Frühling. „Frühlingsgefühle“, vertraut – und doch von Jahr zu Jahr ein immer wieder neues und angenehmes Phänomen.

Manfred Moßmanns Skizze beginnt scherzhaft mit der Warnung, auch wenn sie lange nicht so gefährlich sind wie ausschlagende Pferde, den ausschlagenden Bäumen auszuweichen. Verspricht die schöne Aussicht, dass Mädchen wieder auf die Gasse gehen. Fordert die Großen auf, sich mit den überwinterten Gerätschaften den Garten vorzunehmen.

Das alles in der Gewissheit, dass Frost, selbst wenn er nochmals lauern sollte, nur eine vorübergehende Erscheinung sein kann. Denn spätestens dann, wenn das überstanden ist, werden in Land und Leuten unaufhaltsam frische Lebenssäfte strömen.

Manfred Moßmann lebt seit Jahrzehnten in Norddeutschland. Nach wie vor aber ist er in unserer Region verwurzelt. Seine Hochwälder Heimat und ihre moselfränkische Mundart sind Schwerpunkte seines umfangreichen literarischen Schaffens.

Dä Lenz äs doo

Riwer, op Seet, dä Leit,
gammer schleen de Bääm wei öhs!

Gäfft ööt, dir Jongen,
Mädercher gehn op de Gaaß!

Röhs ewei, dir Gruußen,
än de Go.ert mäm Geseems!

Soll dä Fröscht mool läuern,
lang kann daat wei nemmi däuern:

Dann treift et saafdich
gre.in durch Land o’ Leit.

Manfred Moßmann

Aus: „Greilich gär“ (1989)