Text des Monats

Peter Eckert
Peter Eckert

Monat 05/2021:
Am Kirschbaam von Peter Eckert

Blick auf den Blütenwasserfall

Das Gedicht Am Kirschbaam von Peter Eckert ist Mundarttext des Monats im Mai 2021, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe geeinigt. Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil er nicht nur jahreszeitlich bedeutsam ist. Seine lyrisch optimistische Betrachtungsweise ermöglicht einen zaghaft positiven Blick in die Zukunft.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgesuchten Text schreibt die Autorin Hildegard Driesch:

Peter Eckert, Jahrgang 1946, aufgewachsen in Saarbrücken-Burbach, seit 1972 „der Liebe wegen“ wohnhaft in Wadgassen-Differten, schreibt seine Mundarttexte in rheinfränkischem Saarbrigger Platt.

Beim Lesen seiner ersten Buchveröffentlichung aus dem Jahr 1995 hoffte man auf „mehr“ von diesem Neu-Schreiber. Die Einladung zum Mundartsymposium 1996 in die Bosener Mühle hatte zur Folge, dass sich in Peter Eckerts Kopf ein Füllhorn guter Gedanken auftat, die er scheinbar mühelos in Prosa oder gereimten Texten zu Papier brachte. Seine Lyrik umfasst ein breites Spektrum, auch an hochdeutschen Texten, solche die in aller Ernsthaftigkeit betrachtet werden müssen wie andere, in denen man das Augenzwinkern des Verfassers herausliest.

Seit 1998 Prädikant, leitete er etwa 40 Mundartgottesdienste, davon zwei an der Bosener Mühle. Im Jahr 2000 war er Mitbegründer der „Bosener Gruppe“ und gründete mit Unterstützung von Frau Dr. Edith Braun im Jahr 1991 den „Mundartring Saar – Verein zur Pflege der Mundarten im Saarland.“ Dazwischen erhielt er Preise, u. a. den Goldenen Schnawwel, bei allen großen Mundartwettbewerben, bei denen die rheinfränkische Sprache vertreten war. Inzwischen gibt es über 20 Buchveröffentlichungen des Autors.

Der Text des Monats ist dem Buch „Zwischen Humus und Humor – Von Gartenmenschen und Menschgärten“ entnommen, das Texte in Mundart und Hochdeutsch enthält. „Am Kirschbaam“ ist ein Frühlingsgedicht. Der Baum, im Wandel des Jahres, steht im Frühling in voller Blütenpracht. Eindrucksvolle Sprachbilder lassen den Leser/die Leserin hineinfühlen in den Garten, in dem der Wind dafür sorgt, dass die Blütenblätter in „schaumigen Kaskaden“ sanft zur Erde geweht werden. Frühling – neues Leben – „eerschde Keime“ … Hier schreibt ein Beobachter, der sich schon auf die Reifezeit freut. Und dann der Blick zum Herbst: Gedanken an „das neue Leben“ im kommenden Jahr klammern dabei das „Weitergehen“ der eigenen (Lebens-)Zeit nicht aus. Unsere Lebensendlichkeit wird uns im Kreislauf der Natur bewusst gemacht, nicht aber ohne Hoffnung „forr neies Menschegligg.“

Am Kirschbaam

Vum Kirschbaam fliesd in schaumische Kaskade
e hinngehauchder Bliidewasserfall,
wo frisch unn frehlisch Sunnenstrahle bade,
e Funggedans aus glidzrischem Krisdall.

Vásteggeld, hingedriggd im halwe Schadde,
dord schmunseld freindlich e bescheidnes Haus,
gans zaachhafd blinsle winsisch aus Rabadde,
die eerschde Keime zades Griin eraus.

Weid weg noch is die Zeid vun stolse Rose,
weid weg leid irjendwo noch’s Widdersehn.
Noch lang muss Sunnelichd die Dorne kose,
unn doch: Ach die Zeit werd im Fluuch vágehn.

Die siise Kirsche unn die Haachebudde,
die werre strahle, glänsich-rood wie Bluud,
in Baam unn Strauch, wo unner roode Kudde,
in Kern unn Stään schunn neies Lääwe ruhd.

Unn du unn isch? Mir laafe uff váworrne,
váschlungne Wääsche. Känner fihrd serigg.
Mir hoffe im Vagehn, dass unser Dorne
mòòl Rose genn forr neies Menschegligg.

Peter Eckert