Text des Monats

Barbara Franke
Barbara Franke

Monat 11/2020:
Alsnoch e Grenz oder Zwische Hornbach unn Bitche von Barbara Franke

Ewig uneingeschränkt aktuell

Das Gedicht Alsnoch e Grenz oder Zwische Hornbach unn Bitche der in Zweibrücken lebenden Autorin Barbara Franke ist Mundarttext des Monats im November 2020, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe bei einer Tagung geeinigt. Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil er sich in einer grenzüberschreitenden Sprache eines Themas annimmt, das kein Ende und keine Grenzen zu kennen scheint.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgewählten Text schreibt die weit über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Autorin Helga Schneider:

Barbara Frankes Gedicht „Alsnoch e Grenz oder Zwische Hornbach unn Bitche“ erhielt beim Mundartwettstreit in Bockenheim 2017 den Sonderpreis zum Thema „Grenzen“.

Im Raum Zweibrücken, Barbara Frankes Heimat, ist die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich schon seit Jahrhunderten ein stets präsentes Thema. Blutige Kämpfe hinterließen immer wieder Leid, furchtbare Zerstörungen und millionenfach Tote auf beiden Seiten des Grenzverlaufs. Die Dichterin spielt in ihrem Text zunächst mit dem Herüber und Hinüber: Fliegende Samen, herumstreunende Tiere, Menschen, die sich zum gemeinsamen Essen treffen, der kleine Bach, der sich deutsch und französisch murmelnd fortbewegt – die Grenze ist in diesem friedlichen Hin und Her völlig irrelevant. Schlussendlich aber machen Juwelendiebe, die nach ihrer Tat Schutz im Nachbarland suchen und der Grenze wegen dann nicht gefasst werden können, jene Grenze zum Gespött.

Barbara Franke wählte für das Gedicht den Dialekt, der bis heute Menschen diesseits und jenseits dieser Grenze verbindet und sie beklagt mit ihrem Alsnoch (immer noch!) schon in der Überschrift deren fortdauernde Existenz.

Die Autorin war tätig als Lehrerin, als wissenschaftliche Mitarbeiterin und in der Erwachsenenbildung. Sie ist Gründungsmitglied der Autorengruppe Zweibrücken, war Vorsitzende der Sektion Zweibrücken des Literarischen Vereins der Pfalz, von 2004 bis 2007 Erste Vorsitzende des Gesamtvereins. Zudem ist sie Jurorin bei den Donnersberger Literaturtagen und beim Sickinger Mundartdichterwettstreit.

Alsnoch e Grenz oder Zwische Hornbach unn Bitche

Felder un Wiese
mit Bettschersunne
die federleicht Schermscher
bloost de Nordwind
vunn Hornbach bis Bitche

Hornbacher Veschel
die fiedre ihr Junge
mit Weyerer Schnooge
’s geht riwwer unn niwwer
zwische Hornbach unn Bitche

Uff de Eschbacher Miehl 
hugge allgebott Pälser
komme geere doanne
weh de Quiche Lorraine
zwische Hornbach un Bitche

Do Kieh un dort Hinkel
mittedorch de klee Schwalbach
der kehrt sisch an gar nix
babbelt deitsch unn fransesisch
in Hornbach un Bitche

Die schlimme Hallodris
haun ab mit Juwele
vomm Zweebrigger Goldschmied
wie vomm Deiwel geritt
iwwer Hornbach noh Bitche

Flodde pälser Schandarme
hann se fascht am Schlawittche
doch se derfe net niwwer
ins Hoheitsgebiet Fronkreich
nur bis Hornbach – net Bitche

Barbara Franke