Text des Monats

Gérard Carau
Gérard Carau

Monat 11/2019:
En Zeit for de Himmel von Gérard Carau

Himmlisch poetisches Firmament

Das Gedicht En Zeit for de Himmel des saarländischen Autors Gérard Carau ist Mundarttext des Monats im November 2019, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe bei einer Tagung verständigt. Der Text wurde ausgewählt, so Peter Eckert, Autor und Sprecher der Gruppe, weil er als Naturgedicht in seiner Reinheit und Klarheit beispielgebend ist.

In ihrem „Bosener Manifest“ hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit zu würdigen. Als eine der selbstverständlichen Konsequenzen hieraus soll die Dialektsprache als Möglichkeit einer anspruchsvollen literarischen Gestaltungsform präsentiert werden. Preiswürdige Texte werden jeweils auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Einziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Textes. Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgezeichnetenText schreibt die Autorin und Sprecherin der Bosener Gruppe Karin Klee:

In jedem literarischen Text steckt immer auch ein mehr oder weniger klitzekleines Stück Verfasser oder Verfasserin. In dem Gedicht „En Zeit for de Himmel“ scheint das auf den ersten Blick nicht so zu sein. Gérard Carau, den wir als hellsichtigen Skeptiker und kritischen Denker kennen, lässt hier den Himmel zu einer Person werden, deren Sichtbarwerden und Sichverändern im Lauf des Tages zum Gegenstand lyrischer Gedanken wird. Dem Autor glückt auf diese Weise eine Naturbetrachtung, die weder Fragen stellt, noch erklären oder urteilen muss. Mit ganz feinen Worten und Bildern zeigt Gérard Carau uns ein Stück Himmel, das in seiner Behutsamkeit und Sensibilität am Ende dann doch einen Hinweis auf die beobachtende und schreibende Gabe des Verfassers gibt.

En Zeit for de Himmel

Ich maan de Himmel,
moijens,
wenn er zart
ónn wie verschaamt
ónn trónken noch von der Naat
aus em Donkeln spétzt,

mét Roseféngern dann
iwwer de Hiwweln féhrt
ónn dò e Weilchen
stehen bleiwt,

bés er sei Wólken aanzéit
mét Blòò gebléimt,
awwer dussma,
wie óngewéss noch,
ob se imm och stehn.

Gérard Carau