Text des Monats

Monat 05/2019:
Meiner Mammen von Albert Korn

An und für die Mutter

Das Ge­dicht Meiner Mammen des Dil­lin­ger Au­tors Albert Korn ist als Mund­art­text des Mo­nats im Mai 2019 aus­ge­sucht wor­den, dar­auf hat sich das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe bei ei­ner Ta­gung ge­ei­nigt. Der Text wur­de aus­ge­sucht, so Ka­rin Klee, Au­to­rin und Spre­che­rin der Grup­pe, weil dar­in die im­mer­wäh­ren­de Mut­ter-Kind-Be­zie­hung in all ih­rer Schön­heit und gleich­zei­tig in ih­rer schmerz­li­chen Tra­gik auf­ge­zeigt wird.

In ih­rem „Bo­se­ner Ma­ni­fest“ hat sich die Ar­beits­ge­mein­schaft für rhein- und mo­sel­frän­ki­sche Mund­art zum Ziel ge­setzt, die Mund­ar­ten der Re­gi­on in ih­rer her­aus­ra­gen­den Wer­tig­keit und Schön­heit zu wür­di­gen. Als ei­ne der selbst­ver­ständ­li­chen Kon­se­quen­zen hieraus soll die Dia­lekt­spra­che als Mög­lich­keit ei­ner an­spruchs­vol­len li­te­ra­ri­schen Ge­stal­tungs­form prä­sen­tiert wer­den. Preis­wür­di­ge Tex­te wer­den je­weils auf Vor­schlag der Mit­glie­der der Bo­se­ner Grup­pe aus­ge­wählt und ju­riert. Ein­zi­ges Ent­schei­dungs­merk­mal ist die li­te­ra­ri­sche Qua­li­tät ei­nes Tex­tes. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Über den aus­ge­wähl­ten Text und den Ver­fas­ser schreibt die saar­län­di­sche Au­to­rin Mar­lies Böhm:

Die­ser Text be­ein­druckt, weil er in ei­ner Zeit, in der De­men­zer­kran­kun­gen im Vor­marsch sind, ei­ne Pro­ble­ma­tik neu ins Be­wusst­sein ruft. Für ein Kind, einen Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen ist die Mut­ter ei­ne Stüt­ze und Trös­te­rin in al­len schwie­ri­gen Le­bens­la­gen. Die Kräf­te der Mut­ter aber neh­men ab und so­mit fällt die­ser Rück­halt weg. Man trägt sein Leid not­ge­drun­gen „awei­len ganz allän.“ Die star­ke Ver­trau­te hat die „Blü­te“ ih­res Le­bens hin­ter sich und liegt „dorr on blaich am Enn“, ei­ne Er­fah­rung, die vie­le von uns tei­len.

Hier noch Bio­gra­fi­sches zu Al­bert Korn (1880 – 1936): Der Hei­mat­dich­ter aus Dil­lin­gen be­gann 1913 mit sei­ner dich­te­ri­schen Ar­beit und ver­öf­fent­lich­te elf Bän­de mit Ge­dich­ten und Lied­tex­ten. Er sagt von sich selbst: „Mit dem Text, der mir ein­fällt, ver­bin­det sich un­mit­tel­bar ei­ne Me­lo­die“. Sei­ne Tex­te sind bild­haft, schlicht und volks­tüm­lich. 250 sei­ner Ge­dich­te wur­den von mehr als 100 Kom­po­nis­ten ver­tont, zu­meist für Män­ner­chö­re. Sei­ne The­men um­fas­sen u.a. Na­tur, Jah­res­zei­ten, Land­schaft, Not und Dun­kel­heit, Trost, Glau­be und Ver­traut­heit mit den Din­gen. Für sei­ne kul­tu­rel­len Ver­diens­te wur­de ihm das Bun­des­ver­dienst­kreuz ers­ter Klas­se ver­lie­hen.

Meiner Mammen

Wie eich noch klän wor on noch klän mei Läd,
Do hot mei Mammen flenk de Wolk vajäd.
On späder noch, wie eich scho’ meh’ gehait,
Hann eich ma Troschd geholl an ihrer Sait.

Dat es naun met de Johren anerscht genn;
Wat froh geble.iht, lei’t dorr on blaich am Enn.
Mei Läd tra’n eich aweilen ganz allän,
Kann bei mei Mammen nemmeh’ kraische gehen.

Albert Korn