Text des Monats

Matthias Zech
Matthias Zech

Monat 04/2018:
Gebabb von Matthias Zech

Ein süßer Tropfen Aufmerksamkeit

Das Gedicht Gebabb des in Spey­er le­ben­den Au­tors Matthias Zech ist Mund­art­text des Mo­nats im Ap­ril 2018, dar­auf hat sich das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe bei sei­ner letz­ten Sit­zung ver­stän­digt. Der Text wur­de aus­ge­wählt, so Ka­rin Klee, Au­to­rin und Spre­che­rin der Grup­pe, weil der Au­tor hier sich und sei­ne Le­ser in an­schau­li­chen Bil­dern und ei­ner un­auf­ge­reg­ter Spra­che mit ei­ner eben­so ak­tu­el­len wie schwer­wie­gen­den Sa­che aus­ein­an­der­setzt.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Zum aus­ge­such­ten Ge­dicht schreibt der saar­län­di­sche Au­tor und Spre­cher der Bo­se­ner Grup­pe Pe­ter Eckert:

Ein Tröpf­chen Ho­nig auf dem Bo­den, das wischt man weg, be­vor sich die kleb­ri­ge Mas­se dort ver­tei­let. Sich auf den Bauch zu le­gen, um die Kost­bar­keit auf­zu­le­cken, das gibt’s wohl nicht mal in je­nen rühmens­wer­ten Haus­hal­ten, in de­nen man „vom Fußbo­den es­sen könn­te“. Be­stimmt auch nicht bei Matt­hi­as Zech – bei al­ler Hochach­tung für das „Ge­babb“. Das spricht nicht ge­gen sei­ne Vorüber­le­gun­gen. Was für uns ein un­be­deu­ten­der Trop­fen ist, das ist für die klei­ne Bie­ne ei­ne große Auf­ga­be: Vie­le Ma­le hat sie dafür hin und zurück flie­gen müssen und er­reicht doch nicht mehr, als dass man ihr den wert­vol­len Ho­nig weg­nimmt und sie mit ei­nem biss­chen Zucker­was­ser ab­speist. Ist halt so, oder? Es kann si­cher nicht scha­den, sich im­mer wie­der mal vor Au­gen zu führen, wel­chen Weg die Din­ge zurück­le­gen, die un­se­ren Über­fluss aus­ma­chen: Wie viel Mühe und Ar­beit in so vie­lem steckt, was in ei­ner Weg­werf­ge­sell­schaft schon nach kur­z­er Zeit acht­los auf den Müll wan­dert, um neu­em zukünf­ti­gen Müll Platz zu ma­chen. Und die Men­schen, die z.B. dafür in „Bil­lig­lohnländern“ un­ter oft un­mensch­li­chen Be­din­gun­gen schuf­ten müssen, wer­den ab­ge­speist mit „Zucker­was­ser“, Hun­gerlöhnen, die bes­ten­falls das Über­le­ben si­chern. Dass die Über­le­gung, die Matt­hi­as Zech an­stellt, zunächst skur­ril an­mu­tet, ist be­ab­sich­tigt. Aber un­ver­kenn­bar enthält sie ei­ne in ein ein­dring­li­ches Bild ge­klei­de­te For­de­rung: Re­spekt und Ge­rech­tig­keit für die­je­ni­gen, auf de­ren Ar­mut un­ser Reich­tum be­ruht.

Matt­hi­as Zech stammt aus Neu­stadt/Wein­straße und lebt in Spey­er. Er ist als Diöze­s­an­re­fe­rent im Bischöfli­chen Or­di­na­ri­at in Spey­er tätig. Spätes­tens seit er 2008 beim Mund­art­dich­ter­wett­streit in Bo­cken­heim den „Preis fer Neie“ er­hielt, wur­de sein Na­me ei­nem größeren Pub­li­kum be­kannt. In­zwi­schen er­rang er mit the­ma­tisch und sti­lis­tisch breit gefächer­ten Tex­ten Prei­se bei al­len Mund­art­wett­be­wer­ben der rhein­fränki­schen Sprach­re­gi­on. In Bo­cken­heim war sein Ge­dicht „eis­zeit“ 2015 Sie­ger, sein Buch „Lee­wens­far­we“ er­hielt dort 2016 den Dr.-Wil­helm-Dau­ter­mann-Preis als mund­art­li­te­ra­ri­sche Neu­er­schei­nung des Jah­res.

Gebabb

Neilich is mer en Drobbe Honich 
uff de Bodde gedrobbst

so e Gebabb

awwer
wammer denkt

wie oft hot so e kläänie Bien 
flieche misse 
vum Stock 
zu de Bliede

hie un zurick 
hie un zurick 
hie un zurick

un hot doch nix 
ghatt devun 
wie e bissel Beschiss 
mit Zuggerbrie

do det mer den Drobbe Gebabb 
doch besser net uffbutze

liewer sich

uff de Bodde legge 
unnen uffschlegge

Matthias Zech