Text des Monats

Johannes Kühn
Johannes Kühn

Monat 01/2017:
Rombelkammer von Johannes Kühn

Sprachschatz unterm Dach

Das Gedicht Rombelkammer des in Tho­ley-Has­born le­ben­den Ly­ri­kers Johannes Kühn ist Mund­art­text des Mo­nats im ers­ten Mo­nat des Jah­res 2017, dar­auf hat sich das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe ge­ei­nigt.

Die­ser Text wur­de aus­ge­wählt, so Pe­ter Eckert, Au­tor und Spre­cher der Grup­pe, weil er ein in Spra­che und Bil­dern be­legt, dass man der Qua­lität ei­nes Tex­tes kei­ne Sprach­fes­seln an­le­gen kann.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Über den aus­ge­such­ten Text schreibt die Au­to­rin und Spre­che­rin der Bo­se­ner Grup­pe Ka­rin Klee:

Jo­han­nes Kühn, ei­ner der re­nom­mier­tes­ten Dich­ter deut­scher Spra­che, muss an die­ser Stel­le nicht ex­tra vor­ge­stellt wer­den, er und sei­ne Wer­ke ge­nießen welt­weit Be­ach­tung und Aner­ken­nung. Dass sich die­ser große Ly­ri­ker auch in sei­ner mo­sel­frän­ki­schen Mut­ter­spra­che aus­zu­drü­cken ver­steht, ist je­doch nur ei­nem ganz be­son­de­ren Kreis von Men­schen be­kannt, näm­lich de­nen, die sich mit Dia­lekt­spra­che be­schäf­ti­gen. So ist der die­ses Mal als Mund­art­text des Mo­nats aus­ge­lob­te Text über die Hin­ter­las­sen­schaf­ten ei­nes Kin­der­le­bens, die in der Mehr­zahl der Fäl­le ir­gend­wann doch in den Ab­stell- oder Rum­pel­kam­mern lan­den und einen dank der Erin­ne­run­gen den­noch für im­mer an die­sen Ort (der Kind­heit) bin­den, nichts we­ni­ger als das: Ein ech­ter Jo­han­nes Kühn.

Rombelkammer

De Schau­kel­pä sie­sch­de als noch,
die ka­putt ge­ritt senn,
doo lei­je die Schlap­pe,
die Le­scher en de Soh­le hann,
doo lei­jt ed Fress­depp­schi vom Hond,
der fort­ge­lauf es en de Welt,
wo de Ken­ner aach hin­lau­fe gän­ge,
wenn et de Rom­bel­kam­mer net gääf
med Pa­pei­er­kap­pe
onn em e hal­we Pa­pa­gei,
der aus­ge­sch­doppt es,
onn dem se wie em Fouß­bal­le
dad Flei­je bei­bren­ge.

Jo, se her­re de Nas voll,
wenn ed dad on­nerm Dach net gääf.

Johannes Kühn