//
die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 09/2016:
Dat Saubeest von Manfred Pohlmann
So klingt die Qualität der Unaufgeregtheit
Das Lied Dat Saubeest des in Sayn lebenden Autors, Musikers und Liedermachers Manfred Pohlmann ist Mundarttext des Monats im September 2016, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe auf seiner letzten Tagung verständigt.
Das Stück wurde ausgewählt, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, da hier das Kunststück, Sprache, Inhalt und Klang gekonnt eng aneinander zu weben, auf besondere Art und Weise gelungenen ist.
Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören:
Über den ausgewählten Text schreibt die in Schifferstadt lebende Autorin Ute Zimmermann:
Wenn ein äußerst tierlieber Mensch eine Katze 'Saubiest' nennt, dann hat das die selbe Qualität, mit der man einen geliebten Menschen oder Lebenspartner lachend und auf das Herzlichste mit 'Miststück' anspricht. In diesem Fall erzählt Manfred Pohlmann von einer böse misshandelten Katze. Die Geschichte spielt vor vielen Jahrzehnten, sein Vater hat sie erlebt und sie ihm erzählt, als er noch Kind gewesen ist. Alles an dieser Poesie ist wahr. Und dass die Geschichte dieses Saubiests so lebendig bleibt, liegt vor allem an der Authentizität des Künstlers, der sie vertont hat. Manfred Pohlmann ist überzeugter Vegetarier, Pazifist und aufmerksamer Mitmensch. Er ist Netzwerker und, wie er selbst über sich sagt „Kultureinfädler“. Vor allem aber ist Pohlmann Musiker mit zahlreichen CD -Veröffentlichungen und unzähligen Liveauftritten mit verschiedensten Programmen. Genannt seien hier bspw. die Hommage an die alten Arbeiterlieder, Chansons in der phantastischen Formation Mannijo oder eine musikalische Reise durch die Liedermacherschätze unserer Republik.
„Dat Saubeest“ mit seiner einfühlsamen und eingängigen Melodie hat Pohlmann auf seiner zum 40. (!!!) Bühnenjubiläum erschienenen CD gguggugg eingespielt und nachhaltig präsentiert. Es lohnt sich unbedingt diesem Künstler nachzuspüren, zumal das Moselfränkische in weiten Teilen des Saarlands zur Muttermilch gehört. Wer dennoch nicht alles zu verstehen meint, der lauscht am Ende dem tiefen zufriedenen Schnurren eines satten, geliebten Stubentigers über alle Dialektgrenzen hinweg. Besuchen Sie die 'aale Poststation' – das Haus in Sayn steht heute noch. Und besuchen Sie auch Manfred Pohlmann auf einem seiner Konzerte.
Wer so lange nicht warten möchte, kann „Dat Saubeest“ auch bei SR3 Saarlandwelle hören. Susanne Wachs wird es u.a. am 14. September in „Die bunten Funkminuten“ und am 16. September in „Bei uns dehemm“ spielen. Und findet der balladeske Inhalt schon gedruckt Zustimmung, so kann man sich auf diese Weise davon überzeugen, dass das Lied ein Glücksfall für die Mundart ist, so leichtgängig vertont, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und weil „Dat Saubeest“ für mundartliche Dichtung, die sich dem Diktat von Rhythmus und Singbarkeit unterwerfen muss, auch auf Grund der Unaufgeregtheit der doch dramatischen Geschehnisse vorbildlich ist.
Dat Saubeest
Enn Sään enn der aale *Poststation Bemm **Frank, ganz henne emm Hoff Doa wo nie enn Strahl vonn der Sonn hinkoam hann sich unser Blegge getroff Nur e Husche, enn Schadde, mie woar doa net Nur enn Ahnung unn schon woar se wegg Wie ichse Woche späder et nächsde moal soah Wat näher, doa groach ich en Schrägg Doa woar enn Katz die beij känen gehiert Ääner hadder, wer wäs ich net Ob emm Hass oder vielleicht sugar als Spass De Schwanz unn die Uure aafgeschnitt Emmer enn Deggung viier Knebbel un Stään Emmer off der Flucht, unn enn Nuut Unn schon hier ich se onne widder schreije Nau schliiet dat Saubeest duut Ich hann se ganz leise geloggt unn geroof Irscht woaren Woche, dann Daache doazwesche Unn irjendwann, ja irjendwann ess e emm mein Bään gestreche Ganz zärtlich hann ich se geroofe, geloggt Su ging dat e annerthalf Joahr Millimederweis hätt se Vertraue gefonn Unn zoa mir och nimmi verloar Ich hann se versoarscht so good ich konnt Unn ich woar doch dumols noch e Kend Dat Vertraue zou mir, vonn der gequälde Katz, woar enn Reichtum dä niemoals verrinnt Unn se wollt stonnelang nur schmuse, gekrault am Hals. Am Bauch. Unn se hätt sich enn mein aale Lombe gekuschelt als wäret ihr Himmelbett Unn emm Katzehimmel doa wärt se jetzt wohl sein Unn dat schon fast achtzisch Joahr Die Geschicht hätt mir meine Vadder verzeehlt Unn ich senn sicher, jedes Wort es woar.
Text und Musik: Manfred Pohlmann
In Sayn, in der Koblenz-Olper-Strasse, steht heute noch das Haus in dem
mein Vater geboren wurde. Es war lange im Besitz der Familie **Frank.
Meine Oma erlebte dieses Haus in ihrer Kindheit noch als *Posthalterei.