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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 02/2016:
Semeliere von Karin Klee
Auf Spurensuche im Gedankendschungel
Das Gedicht Semeliere der in Wadern lebenden Autorin Karin Klee ist Mundarttext des Monats Februar 2016, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe auf seiner letzten Tagung verständigt.
Dieser Text wurde ausgewählt, so Peter Eckert, Autor und Sprecher der Bosener Gruppe, da er ein geglücktes Beispiel dafür ist, wie man über unwegsame Gedankenpfade dank der Sprache zu einem Rastplatz der Einsichten gelangen kann.
Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören:
Zu dem ausgesuchten Text schreibt der saarländische Autor und Sprecher der Bosener Gruppe, Peter Eckert:
Schon die Überschrift hat es in sich: „Semeliere“. Schief läge, wer da nur an standardsprachliches „Simulieren“ im üblichen Sinn dächte. Denn es geht nicht ums Vortäuschen, das der Duden als erste Bedeutung nennt. Etwas näher käme die zweite Definition, die wirklichkeitsgetreue modellhafte Nachahmung von Sachverhalten und Vorgängen zu Übungs- bzw. Erkenntniszwecken. Wer aber hätte das gedacht: Der Duden nennt auch die – im Text zunächst gemeinte – dritte, wenn auch als „veraltend, noch landschaftlich“ bezeichnete Bedeutung, also grübeln oder nachsinnen, wie man es hierzulande mit diesem Wort ausdrückt.
In der Tat grüblerisch erscheint dieser Text, getragen von Skepsis gegenüber eigenem und fremdem Erkenntnisvermögen und – nicht nur vorgetäuschter – Ratlosigkeit angesichts der Unfähigkeit, wohlbedachtes eigenes Wollen in sinnvolles Tun umzusetzen.
Dass Botschaften, ob Gedicht oder Gebet, ohne Widerhall beim angesprochenen Gegenüber bleiben, wird modellhaft dargestellt an ausgewählten Adressaten: ein Gott, der nicht spricht, ein Mensch, der nicht hört, ein Tier, das nicht versteht, und man selbst am Ende des Holzweges. Tröstliches lässt sich daraus nur indirekt ableiten. Ob lyrisches Ich oder die Autorin persönlich: Solange das Schreiben nicht versiegt, scheint außer Resignation doch auch ein Funke Hoffnung zu bleiben.
Auch für Karin Klee, die in diesem Text wieder beweist, wie sie es – mit dem rechten Blick für Menschen und Situationen – vermag, mit wenigen Strichen Wesentliches zu skizzieren.
Semeliere
E Gedischt es wie we’mä beät Zou me Hergott der kä Wijerter fönd Zou me Mensche der ne meh hijere ma Zou me Deijr dat net kapiere ka Zou sisch sälwä we’mä net weirä wäß
Karin Klee