Text des Monats

Hilde­gard Driesch
Hilde­gard Driesch

Monat 09/2015:
Lädsch­da Summa­daach von Hilde­gard Driesch

Ein starker Strahl Hoffnung im Herbst

Das Ge­dicht Lädsch­da Summa­daach der saar­län­di­schen Dich­te­rin Hilde­gard Driesch ist Mund­art­text des Mo­nats im Sep­tem­ber 2015, da­rauf hat sich das Kol­lo­qi­um der Bo­se­ner Grup­pe auf sei­ner letz­ten Ta­gung ver­stän­digt.

Die­ser Text wur­de aus­ge­sucht, so Ka­rin Klee, Au­to­rin und ei­ne Spre­che­rin der Bo­se­ner Grup­pe, weil Hil­de­gard Driesch dar­in einen poe­tisch ein­dring­li­chen Blick auf die sich in Rich­tung Win­ter wan­deln­de Na­tur wirft.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Zu dem aus­ge­such­ten Text schreibt der Au­tor und Spre­cher der Bo­se­ner Grup­pe, Pe­ter Eckert:

Dass das Jahr zu En­de geht, sagt uns nur der Blick auf den Ka­len­der. Den Ab­schied des Som­mer be­mer­ken wir oh­ne frem­de Hil­fe: Nicht nur das Wet­ter schlägt um, auch un­se­re Stim­mung nimmt – zunächst noch zag­haft – herbst­li­che Zü­ge an. Selbst der Son­ne be­rei­tet es Mü­he, die Il­lu­si­on des ver­klin­gen­den Som­mers noch ei­ne klei­ne Wei­le auf­recht zu hal­ten. Aber hat sie dann die wei­ße Gar­di­ne aus Ne­bel mit Mühe zur Sei­te ge­zo­gen, dann strahlt ihr Gold auf einen Wald, der schon lang­sam be­ginnt, das herbst­li­che Far­ben­kleid an­zu­le­gen, auf fleißi­ge Spin­nen und leuch­ten­de Herbst­blu­men. Ein Tag, der ein­lädt, ein letz­tes Mal für die­ses Jahr in kur­zen Ho­sen Licht und Wär­me zu tan­ken, be­vor man auf die kon­ser­vier­te Son­ne in den vol­len Mar­me­la­den­glä­sern zurück­grei­fen muss.

Schon im zar­ten Mäd­chen-Al­ter ver­fass­te Hil­de­gard Driesch ers­te, zunächst schrift­deut­sche Tex­te; in die­sen Ta­gen fei­ert sie ihr 50-jäh­ri­ges Ju­biläum. Aber auch als Mund­art­dich­te­rin zählt sie zu den „dienstäl­tes­ten“ Ak­ti­ven un­se­rer Re­gi­on. Die ers­te Aus­zeich­nung im Saar­län­di­schen Mund­art­wett­be­werb gab es 1987, zahl­rei­che wei­te­re folg­ten. Ihr jetzt aus­ge­zeich­ne­tes Ge­dicht ist ih­rem Buch „Fäd­da­lää­ses“ ent­nom­men. Oh­ne gro­ßes Fe­der­le­sen skiz­ziert sie ihr Stim­mungs­bild, in dem sich wohl vie­le von uns wie­der­fin­den: Ein un­auf­dring­lich bun­tes Stück Poe­sie aus dem All­tag.

Lädsch­da Summa­daach

Se hat sich sesòmmegeress
äämòl noch
hat de Mojjennääwel
der wo wie en waiß Gardin
de Lembberch zougedäggd hòdd
offgeleesd
on schdrahld en Gold
vom Himmel ronna
da Wald geffd bond
ma kònn et noch gaaned
richdich glääwen
 
da lädschd Summadaach
de Schbennen
hònn Nädza
an de Schdròòßenlòmben gebaud
on fennen raich Ärnd
de Dahlien ble-ien
en de Geaden
gääl on faiarood
de Emachsglääsa senn voll
de Se-ischmeer es gekòchd
 
se schdrahld
de Sonn
komm sääd se
noch äämòl raus
en de Nadur
for Dissjohr
et lätschd Mol
met da kurz Boks
wie de Schdrahlen schmusen
dò kòmma net widdaschdehn
 
zwai Äbbel
en de Boksensagg geschdobbd
on dònn raus
en de Wald
end Gre-in
en de Wärm
en de Sonneschdrahlen
vom lädschden Summadaach

Hilde­gard Driesch