Text des Monats

Ronald Euler
Ronald Euler

Monat 07/2014:
schlofe schàffe schüwwle von Ronald Euler

Wenn Sprache gegen den Strich bürstet

Das Gedicht schlofe schàffe schüwwle des in Saarunion lebenden Autors Ronald Euler ist Mund­art­text des Mo­nats Ju­li. Da­rauf hat sich das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe ge­ei­nigt.

Der Text wur­de aus­ge­wählt, so Ka­rin Klee, Au­to­rin und ei­ne Spre­che­rin der Grup­pe, da er ein­dring­lich auf­zeigt, wie schwie­rig es ist, in reiz- und in­for­ma­ti­ons­ü­ber­flu­te­ten Zei­ten, ge­seg­net durch das Brot glo­ba­ler Ver­net­zung und da­zu pas­sen­der Spiel­chen, einen sel­ber nach­den­ken­den, kla­ren Kopf zu be­wah­ren.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Über den Text schreibt die saar­län­di­sche Au­to­rin Ka­rin Klee:

Im li­te­ra­risch viel­spra­chi­gen Pa­ra­ple mit der Num­mer 13 aus dem Jahr 2007 ist die­ser Text von Ro­nald Eu­ler oh­ne Über­schrift, statt­des­sen ver­se­hen mit ei­ner Wid­mung, erst­mals er­schie­nen und hat bis heu­te nichts an Ge­wicht und Ak­tua­lität ein­ge­büßt. Fast je­der von uns weiß zu­min­dest an­satz­wei­se, wie es sich an­fühlt, wenn An­for­de­run­gen und An­stren­gun­gen im­mer größer wer­den, sich gar zu Au­to­ma­tis­men aus­wach­sen, bis schließ­lich ein Tag wie der nächs­te aus­sieht. Um die­ser all­täg­li­chen Tret­mühle zu ent­kom­men, setzt der Stra­pa­zier­te auf Ent­span­nung und Zer­streu­ung, wie sie et­wa das Fern­se­hen bie­tet. Doch wer sich das Hirn nur mit be­reits vor­ver­dau­ten Ge­dan­ken „auf­wei­chen“ und „glatt­bü­geln“ lässt, der hat am En­de kei­ne ei­ge­nen Ge­dan­ken mehr, gibt Ro­nald Eu­ler zu be­den­ken. Bleibt die Fra­ge, wem die­se Ent­wick­lung am meis­ten nützt. Ro­nald Eu­ler sagt es uns: All je­nen, die kein In­ter­es­se dar­an ha­ben, dass sich je­der selbst ein Ur­teil bil­det.

schlofe schàffe schüwwle
(fur de Elvis Stengel)

schlofe
schàffe
schüwwle

dànn

in de tele stiere
s hirn sich uffwëche losse
de gedànke glàttgebejelt krëje
numme nitt denke

denn

denke màcht mied
denke bringt nix in
denke isch nitt korrekt
denke kànn dir schàde
denke dun die von owe

denn

die wisse wu s làng geht
die wisse wàs gutt isch fur dich
die wisse dàss s ihne schàd

dàss dü denksch

Ronald Euler