Text des Monats

Ur­su­la Ker­ber
Ur­su­la Ker­ber

Monat 03/2014:
un wann de raus gehscht, és­set Fréih­johr von Ur­su­la Ker­ber

Frühling – etwas für eine und für alle

Das Ge­dicht der in Saar­louis le­ben­den Au­to­rin Ur­su­la Ker­ber, un wann de raus gehscht, és­set Fréih­johr, ist Mund­art­text des Mo­nats im März 2014. Da­rauf hat sich das Kol­lo­qi­um der Bo­se­ner Grup­pe, das sich dem­nächst zu sei­nem Früh­jahrs­tref­fen zu­sam­men­fin­den wird, ge­ei­nigt. Man hat sich für die­sen Text ent­schie­den, so Ka­rin Klee, Au­to­rin und ei­ne Spre­che­rin der Grup­pe, weil dar­in Spra­che und Sin­ne­sein­drü­cke ei­ne ein­dring­lich poe­ti­sche Ver­bin­dung ein­ge­hen, die je­den berührt, der be­trach­ten, emp­fin­den und le­sen kann.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Über den aus­ge­wähl­ten Text schreibt der in Wad­gas­sen woh­nen­de Spre­cher der Bo­se­ner Grup­pe, der Schrift­stel­ler Pe­ter Eckert:

Früh­jahr: Al­lein schon die­ses Wort schafft es, po­si­ti­ve Erin­ne­run­gen und Er­war­tun­gen zu we­cken. Und da, wo sie schon wach sind, ver­leiht es ih­nen Flü­gel. Das ge­lingt selbst dann, wenn zu­vor kein bit­te­rer Win­ter durch sein Kon­trast­pro­gramm auch bei Hart­ge­sot­te­nen für die nöti­ge Sehn­sucht sorg­te.

Im aus­ge­zeich­ne­ten Ge­dicht nimmt sich mit Ur­su­la Ker­ber ei­ne Poe­tin die­ses im­mer wie­der neu­en The­mas an. Sie fasst all das, was sie und wir se­hen, rie­chen, schme­cken, hören und fühlen in Buch­sta­ben. Und das Schö­ne da­bei ist: Beim Le­sen und Hören wer­den aus Buch­sta­ben wie­der far­ben­fro­he Bil­der, Düf­te, Klän­ge, Ge­fühle. Nicht zu ver­ges­sen, auch Gau­men­freu­den. Eben: Früh­ling.

Mit ih­rem Ge­dicht ge­lingt es Ur­su­la Ker­ber, die­ses al­te und tau­send­fach be­sun­ge­ne The­ma mit ih­rem per­sön­li­chen Emp­fin­den zu ver­we­ben und den­noch die ei­ge­ne Freu­de mit an­de­ren zu tei­len.

un wann de raus gehscht, és­set Fréih­johr

Daa wéi déi
wo noch et Grass gezóckert glétzert
beim Rénhólln vaan der Zeidong
aus der Naat
Daa seidéchhimmelblòò
ém Nòperschaftskonzert aus
lank verméssden Vurrelschdémmen
Daa oschderglockengeel
wéi Bettseicherbléiten Raps un
Sónnenbloumen killomääterweit
én usern Stéckern óf em Gau
Daa wo Hasselkätzcher weisen
wéi Wäsch séch schaukeln lisst
ém fréschen Wénd
Mangnoljenknoschben Daa vóll Hoffen
dat der Fróscht se nét verwétscht
waldveilcheslila Daa en klääner
Hauch Vergessen un alles scheints
aach vill ze hóttich rém
un Daa wéi déi
vaam bisseléch Waarten Louen
wann endléch éppes Naues ófbrécht
un Daa mét Reen Sturm Schlooßen Blétz

Ur­su­la Ker­ber