Text des Monats

Lu­ci­en Schmitt­häus­ler
Lu­ci­en Schmitt­häus­ler

Monat 04/2013:
Aprille­grille von Lu­ci­en Schmitt­häus­ler

Blick auf den April durch die Poe­ten­bril­le

Als Mund­art­text des Mo­nats April hat das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe das Ge­dicht Aprille­grille des Autors Lu­ci­en Schmitt­häus­ler ausgewählt. Der Text trägt die un­ver­wech­sel­ba­re Hand­schrift des aus Saar­gemünd stam­men­den Po­e­ten, so Ka­rin Klee, Schrift­stel­le­rin und Spre­che­rin der Bo­se­ner Grup­pe. Hier wird ab­ge­rech­net mit den Wet­ter­wech­se­lei­en die­ses lau­ni­schen Früh­lings­mo­nats, aber auch mit den Men­schen, de­nen es nicht ge­lingt, die­ses Wet­ter so zu neh­men, wie es kommt.

Die Bo­se­ner Grup­pe ist ein Zu­sam­menschluss von Sprach-Künst­lern, die es sich zum Ziel ge­setzt ha­ben, die hohe li­te­ra­ri­sche Wer­tig­keit und Aus­drucks­kraft der re­gio­na­len Dia­lekt­spra­che ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein zu ru­fen. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören:

Über das Ge­dicht schreibt der saar­län­di­sche Schrift­stel­ler Ha­rald Ley:

Es ist om­ni­prä­sent seit ur­al­ten Zei­ten, es hat heu­te sei­nen fes­ten Platz in al­len Me­di­en, es ist un­er­schöpfli­cher Ge­sprächss­toff, wenn es kei­nen gibt und es ist nie so, wie man es gern hät­te: das Wet­ter. Mit sei­nen Hochs und Tiefs lässt es un­se­re Stim­mung stei­gen und fal­len, na­tur­ge­ge­ben für die Ei­nen, gott­ge­wollt für die An­de­ren. Wir sind ihm aus­ge­lie­fert, müs­sen es neh­men, wie es kommt und kön­nen es nicht än­dern, wie es ist. Ei­nen ganz be­son­de­ren, eher zwei­fel­haf­ten Ruf – zu­min­dest was das Wet­ter be­trifft – ge­nießt in­des der Mo­nat April, der „macht, was er will“ und zeigt uns das Wet­ter zu­wei­len mit all sei­nen Fa­cet­ten.

Lu­ci­en Sch­mit­thäus­ler, den rhein­frän­ki­schen Poe­ten, muss ich nicht mehr ei­gens vor­stel­len. Fein­sin­nig, hin­ter­grün­dig, hu­mor­voll, manch­mal mit def­ti­gem Zun­gen­schlag erzählt er uns sei­ne Sicht der Welt und der dar­auf le­ben­den We­sen. Und über zwei die­ser We­sen lässt der Dich­ter in die­sem klei­nen Text solch ein April­wet­ter her­ein­bre­chen. Die bei­den sind Wall­fah­rer, from­me Ge­sel­len, für die das Wet­ter zwei­fels­oh­ne gott­ge­wollt ist und durch­aus mit ei­nem in­brüns­ti­gen Ge­bet zu be­stim­men sein müss­te. Aber wie so oft und ei­gent­lich im­mer ist man sich nicht ei­nig darü­ber, wel­ches Wet­ter man will. Ge­nervt ob solch ba­na­ler Bit­ten, greift der „Herr­gott“ in sei­ne Wet­ter­kis­te und schickt den Bei­den „graad­selääds“ das, worum sie nicht ge­be­ten hat­ten. Die hal­ten es wie wir alle es hal­ten: Sie fü­gen sich den Lau­nen des April und flu­chen über das „Sch…wet­ter“ …

Aprille­grille

Zwei Wàllfahrter duhn sich debi begejne.
Ener bet fa viel Sunn, der annere fa Reene.
Diss fuchst unser Herrgott am Kritz.
Er schickt 'ne e Schneesturm met Blitz
unn jammert: «Oh ihr blëde Lit,
hole, was eych de Himmel biet!»
Do sààn die zwei: „Gescheh dein Wille“,
unn denke: „Schiss Aprillegrille!“

Lu­ci­en Schmitt­häus­ler