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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 12/2012:
Et Raad von Hans Walter Lorang
E Gedicht met drei Gäng
Es ist Winter, und passend zur Zeit hat das Kolloquium der Bosener Gruppe für den Dezember 2012 einen Liedtext als Mundarttext des Monats ausgewählt, den Song Et Raad aus der Feder des moselfränkischen Liedermachers Hans Walter Lorang. Den Text zeichnet aus, so teilt Karin Klee, Sprecherin der Gruppe, weiter mit, dass er am Beispiel eines in die Jahre gekommenen Drahtesels aufzeigt, wie alles Vergängliche dem Wandel unterliegt aber dennoch bisweilen nur darauf wartet, eine nächste Chance zu bekommen und so wieder einen alten oder neuen Zweck zu erfüllen.
Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören
Über den ausgewählten Text schreibt die aus Dillingen-Pachten stammende Autorin Hildegard Driesch:
Vor annähernd dreißig Jahren hat Hans Walter Lorang, der weit über die Grenzen des Saarlandes bekannte Liedermacher, seine erste Langspielplatte veröffentlicht. Hans Walter Lorang ist nicht nur Liedtexter und Komponist, inzwischen hat er sich auch als Moderator von Live-Sendungen etabliert. In seinen Liedtexten beschreibt er die Gegenden seiner Heimat so treffend (z.B. im Dillinger Wald), dass man beim Hören nur die Augen zu schließen braucht, um in Gedanken die Wege mitzugehen. Die Menschen, die er besingt, werden mit ihren – oft liebenswerten – Schrullen dargestellt, so dass man glaubt, die „Tubben“ der/des einen oder anderen Bekannten (oder seine eigenen) darin zu erkennen. Mit seinen lebendigen Liedern trägt Hans Walter Lorang auch zum Erhalt unserer moselfränkischen Heimatsprache bei.
Der Titel „Et Raad“, den die Bosener Gruppe als Text des Monats Dezember 2012 ausgewählt hat, ist eine frühe Produktion Hans Walter Lorangs und zeitlos aktuell. „Et Raad“ ist ein Weihnachtslied, genauer gesagt, ein Weihnachtsgeschenklied.
Das Fahrrad, einst herbeigesehnt und mit großer Freude als Weihnachtsgeschenk angenommen, hat seine beste Zeit hinter sich. Der Zahn der Zeit hat an ihm genagt, und vielleicht hat der Besitzer, ein inzwischen junger Mann, der vom Fahrradsitz auf den Autositz gewechselt ist, längst vergessen, dass das alte Gefährt noch im Schuppen steht. Aber nun steht Weihnachten vor der Tür. Wer weiß? Die nächste Generation sollte ja auch das Fahrrad fahren beigebracht bekommen. Ob das alte Rad wieder flott gemacht wird? Vielleicht werden wir einmal davon hören in einem neuen Lied vom „alden Raad“ …
Et Raad
Seit Joahren stehn eich héi im Schopp hinnam Haus Roschden vor meich hin sinn ganz bedauerlich aus De Schotzblecha vaboh de Rääfen die sin platt Bausen in da Lamp und da Saddel der is ab Nit nur der Un aweilen steht Weihnachten nommò vor da Dier Et Chrisschtkind hott meich braat Awwa et lóut kään Minsch meh nò mir Der Klään der hott sei Frääd ma kannet garnit sahn Der hätt meich am léiwschden gleich roff in sei Zimmer getrah Unnam Bäämchin hann eich gestann alles woar feschtlich gericht Wie´n Butzääma hann eich gestrahlt eich woar en Gedicht mit drei Gäng Un aweilen steht Weihnachten … Am nääkschden Morjen dan neischt wie raus off de Gass Et hat noch Schnee gelääh de Stroß die woar nass Un wären Schloossen gefall der wär mit mir gefahr So´n Raad wie hott kään Kind im Dorf is doch klar Odda nit? Un aweilen steht Weihnachten … A is greeßer ginn un älla eich bin bei em bliew Wat sin mir durch de gejend geschääst wat hamma alles getriew Doch off äämòòl hodda en Auto un dò woar alles aus Un seitdem stehn eich héi im Schopp hinnam Haus Un aweilen steht Weihnachten … Dat Joahr lò kréit sei Klääna vom Chrischtkindchen en Rad A is schonn ganz offgereecht da Knecht lang hadda droff gewaat Un vielleicht springt for meich aach ebbes raus dabei Villeicht hollen se meich aus em Schopp un bringen meich nommò in de Reih Ääna muss dem Kläänen jò et Radfahren beibringen
Text und Musik: Hans Walter Lorang