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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 09/2011:
Hua Hong – Em Name von dä Ros von Karin Klee
Ein Stück Lebensgeschichte in vier Sätzen
Text des Monats wirft den Blick auf einen Zugereisten
Mundarttext des Monats September 2011 ist das Gedicht Hua Hong – Em Name von dä Ros der Waderner Schrifststellerin Karin Klee, die unter anderem auch in moselfränkischem „Primstaler Platt“ schreibt. ausgezeichnet. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie ein Sprecher der Gruppe, der in Norddeutschland lebende Autor Manfred Moßmann, mitteilte, habe man sich für dieses Gedicht entschieden, weil hier in kurzen, inhaltlich wie sprachlich eindringlichen Sequenzen die Geschichte eines ganzen Lebens erzählt wird, ohne dass dabei eine vorgefertigte Beurteilung dieses Lebens dazugeliefert wird.
Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern/innen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören Marcel Adam, Gisela Bell, Gérard Carau, Hildegard Driesch, Peter Eckert, René Egles, Georg Fox, Bruno Hain, Günther Hussong, Ursula Kerber, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Harald Ley, Thomas Liebscher, Liederschmitt, Hans Walter Lorang, Manfred Moßmann, Relinde Niederländer, Jo Nousse, Wolfgang Ohler, Manfred Pohlmann, Lucien Schmitthäusler, Helga Schneider, Norbert Schneider, Robert Schultz (am 27.11.2006 verstorben), Günter Speyer und Ute Zimmermann.
Über den ausgezeichneten Text schreibt Manfred Moßmann:
In einigen günstigen Fällen erzählen Gedichte eine Geschichte, und oft
ist es eine Geschichte, die so interessant ist, dass man daraus eine
Erzählung machen könnte. Ein solches Kunststück ist der
Waderner Autorin
Karin Klee mit dem ausgezeichneten Gedicht gelungen.
Die (Lebens-) Geschichte vom „klä Chinamann“ wird ebenso anschaulich wie
sprachlich überzeugend erzählt. Wir hören von seiner „süßsauren“ Zeit im
Lebacher Lager, der ersten „Chop-Suey-Bud“, die er in Schmelz betrieb,
wir staunen über die Fülle an Gerichten („auch zum Metholle“), bei denen
für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Auch mit Privatem kann die Erzählerin aufwarten: Sonntags besucht der
„Chinese“ (er stammt, so verraten es die Ortsnamen im Gedicht, in
Wirklichkeit aus Thailand) seine Schwester in Saarlouis, sein
Schäferhund (Gerhard Polt lässt grüßen!) heißt „May Ling“, und manchmal
ist er von Heimweh geplagt und denkt an seine Mutter auf den
Reisfeldern
von Chiang Mai, grünen Tabak und frischen Fisch.
Schon die ersten drei Zeilen des Textes sind äußerst interessant: Die
Leserin/der Leser wird direkt („Sah“ – Nun, sag mal!) angesprochen, so
als kenne er den kleinen Mann aus der „Ennerstrooß“ bereits seit
längerer Zeit. Die sich anschließende Frage lautet: „Wat schafft der …
de ganze Daach?“ Damit ist nicht nur die Arbeit gemeint (u.a.: Er rührt
die Suppe), damit ist, ganz im Sinne Bob Dylans, der fragte: „How does
it feeeel? –“, gemeint: Wie steht es um den Mann? Wie geht es ihm in
seinem Innersten?
Die Erzählerin tischt auf, was sie alles so weiß und hier und da gehört
hat. Die Leserin/der Leser ist aufgefordert sich eine eigene Meinung zu
bilden.
Die Antwort auf die entscheidende Frage: „Ei, wat schafft dann der?“
(Und: Schafft er es hier bei uns Deutschland?), kommt ganz am Schluss
des Gedichtes: Der „klä Chinamann“ hört zu, und Buddha lacht: In
„Waarere“.
Hua Hong – Em Name von dä Ros
Sah, wat schafft der klääne Chinamann en dä Ennerstrooß vo Waarere de ganze Daach? Setzd on steht en seim China-Thai-Imbiss-Bistro „Hoa Hong – die Rose – werktäglich geöffnet – kein Ruhetag“ reijscht no Fett en Himmed on Hoär rijert Peking-Sopp foär die en de Büros bruzzelt Frühlingsrolle foär die aus de Schoole packt Kanton-Menus en Plastik zum Metholle foär egal wohi sitt met bessi treijwe Aue sei Mama on die Reisstegger en Chiang Mai sei Ongkel on de fresche Fesch en Rayong sei Tant on de greijne Tuwak en Hong Khai sei Kusing on die Turisde-Bunkere en Hua Hin dengkt siißsauer aant Lager en Lebach aan sei ijärscht Chop-Suey-Bud en Schmelz aan sei Schweschder en Saarlouis wo'ä jeere Sonndaachmeddaach hi fährt met seim Schäferhond „May Ling“ der emmer droff waart datt endlisch Feieroowend es. Awwer wat schafft der klääne Chinamann wei hei en Waarere de ganze Daach? Ä hijärt zou on lacht.
Karin Klee