Text des Monats

Monat 06/2011:
Läuschte mol von Armand Bemer

Das Ohr in den Wolken

Mundarttext des Monats Juni stammt aus der Feder von Armand Bemer

Mit der Auszeichnung „Mundarttext des Monats“ wird im Juni 2011 das Gedicht Läuschte mol des lothringer Autors Armand Bemer ausgezeichnet. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe bei seiner letzten Tagung im Frühjahr verständigt. Dieser Text wurde aus­ge­wählt, weil er auf poetische Weise den Blick auf ein politisches The­ma wirft .

Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künst­lern/in­nen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wer­tig­keit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins all­ge­mei­ne Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören Marcel Adam, Gisela Bell, Gérard Carau, Hildegard Driesch, Peter Eckert, René Egles, Georg Fox, Bruno Hain, Günther Hussong, Ursula Kerber, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Harald Ley, Thomas Liebscher, Liederschmitt, Hans Walter Lorang, Manfred Moßmann, Relinde Niederländer, Jo Nousse, Wolfgang Ohler, Manfred Pohlmann, Lucien Schmitthäusler, Helga Schneider, Norbert Schnei­der, Robert Schultz (am 27.11.2006 verstorben), Günter Speyer und Ute Zim­mer­mann.

Zu dem ausgezeichneten Text schreibt die in Wadern lebende Schrift­stel­le­rin Karin Klee:

Das Gedicht „Läuschte mol“ von Armand Bemer, ein Text, der im Paraple 18 zum Thema „zouhijäre – zuhören – lauschdre“ ver­öf­fent­licht wurde, kommt ganz zart und scheinbar unbedarft daher. Da spricht jemand mit einem Kind, ein Vater, eine Mutter, eine Groß­mut­ter, ein Großvater, und zeigt mit dem Finger in den Himmel. Die Stim­me will, dass wir unsere Ohren spitzen. Den weißgrauen Ballen am Firmament sollen wir zuhören. Die Wolken, die still über uns hin­weg­zie­hen, passieren auf ihrem Wetterweg durch die Stratosphäre ver­schie­de­ne Länder und Kontinente. Sie sehen und hören alles. Und in den Krisengebieten ist vielerorts dicke Luft, es herrscht Krieg. Dass da­bei nicht nur Men­schen, sondern ganze Landschaften zerstört wer­den, ist das Eine. Was Armand Bemer dazu noch wunderbar zy­nisch anmerkt, ist die Tatsache, dass alles Töten und Zerstören immer mit den allerbesten Absichten erst extra schön gefärbt und anschließend gerechtfertigt wird.

Läuschte mol

Läuschte mol, mäi Kand
Wat Wolleken äis soen!
Séi schwätzen vun engem Land
Wou kee Saldot wëll goen,
Wou kee Boem wëll méi stohen
Wäll se t’Fräihäit wëllen äusmoolen.

Armand Bemer

Hör zu

Hör zu, mein Kind, hör,
was Wolken uns sagen.
Sie erzählen von einem Land,
wo kein Soldat hingehen will,
wo kein Baum mehr stehen will.
Weil sie die Freiheit ausmalen wollen.

Übersetzung: Gérard Carau