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die Bosener Gruppe

Text des Monats

Monat 03/2011:
20. Miärz 2003 von Manfred Moßmann

Von frühen Fliegen und von Fliegern

Als Mundarttext des Monats März wird das Gedicht 20. Miärz 2003 des aus dem Hunsrücker Hochwald stammenden Mundartautors Manfred Moßmann ausgezeichnet. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie eine Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, habe man dieses Gedicht ausgewählt, weil nicht nur seine sprachlichen Qualitäten beeindrucken, sondern hier zweifellos vor acht Jahren Schlüsse gezogen worden sind, die auch heute noch gelten.

Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künst­lern/in­nen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wer­tig­keit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins all­ge­mei­ne Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören Marcel Adam, Gisela Bell, Gérard Carau, Hildegard Driesch, Peter Eckert, René Egles, Georg Fox, Bruno Hain, Günther Hussong, Ursula Kerber, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Harald Ley, Thomas Liebscher, Liederschmitt, Hans Walter Lorang, Manfred Moßmann, Relinde Niederländer, Jo Nousse, Wolfgang Ohler, Manfred Pohlmann, Lucien Schmitthäusler, Helga Schneider, Norbert Schnei­der, Robert Schultz (am 27.11.2006 verstorben), Günter Speyer und Ute Zim­mer­mann.

Über den ausgewählten Text schreibt der saarländische Autor Gérard Carau:

Wir hatten es fast schon vergessen: Im März 2003 begann George W. Bush damit, den Irakern mit Flugzeugen und ferngesteuerten Raketen die Demokratie einzubläuen. Wir saßen, übernächtigt, an den Bild­schir­men und sahen immer wieder den gleichen angeblichen Prä­zi­sions­schlä­gen zu. Es hieß, die modernen Raketen könnten einer Fiege ein Auge ausschießen.
Beeindruckend.
Manfred Moßmann war damals hellwach. Er hat, für uns alle ernüchternd, die Tod bringenden Flieger dort und die lästigen frühen Frühjahrsfliegen hier in einen poetisch-sinnhaften Zusammenhang ge­bracht. Die Jagd mit der „Méckeplätsch“ gegen die Plagegeister in der Küche wird assoziiert mit der Jagd der High-Tech-Militärjets gegen den bösen Feind. Aber „woärt nemmen“: Wer wird letztlich erwischt?
Tunesien, Ägypten, Libyen und die anderen im Frühjahr 2011: Wir sollten Hoffnung haben. Vielleicht kommt die Demokratiebewegung doch noch ohne die „Méckeplätsch“ aus.

Moßmanns Gedicht von 2003: So aktuell kann Mundartpoesie sein!

20. Miärz 2003

Krich äm Irak,
en Meck än user Kichen.

Känner
mät gröößen Aaen.

Fliejer.
Mecken.

Woärt nemmen, 
eech krej’n deech!

20. März 2003 (Übersetzung des Autors)

Krieg im Irak,
eine Mücke in der Küche

Kinder
mit großen Augen.

Flieger.
Fliegen.

Warte nur, dich kriege ich!

Manfred Moßmann