Text des Monats

Hildegard Driesch
Hildegard Driesch

Monat 02/2011:
Schee Wädda von Hildegard Driesch

Ein Bosener Bild als Sichtweisheit

Text des Monats kommt aus Dillingen-Pachten

Mundarttext des Monats Februar 2011 ist das Gedicht Schee Wädda der Mundartautorin Hildegard Driesch aus Dil­lin­gen-Pach­ten, die moselfränkisches „Pähter Platt“ spricht und schreibt, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe auf seiner letzten Tagung verständigt. Wie eine Sprecherin der Gruppe, die saar­län­di­sche Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, habe man sich für dieses Gedicht entschieden, weil es ganz unspektalulär auftritt und dennoch sehr treffend die Situation der nach Bosen eingeladenen Künstler zum Ausdruck bringt.

Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künst­lern/in­nen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wer­tig­keit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins all­ge­mei­ne Bewusstsein zu rufen. Zur Bosener Gruppe gehören Marcel Adam, Gisela Bell, Gérard Carau, Hildegard Driesch, Peter Eckert, René Egles, Georg Fox, Bruno Hain, Günther Hussong, Ursula Kerber, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Harald Ley, Thomas Liebscher, Liederschmitt, Hans Walter Lorang, Manfred Moßmann, Relinde Niederländer, Jo Nousse, Wolfgang Ohler, Manfred Pohlmann, Lucien Schmitthäusler, Helga Schneider, Norbert Schnei­der, Robert Schultz (am 27.11.2006 verstorben), Günter Speyer und Ute Zim­mer­mann.

Über den ausgezeichneten Text schreibt die in Überherrn wohnende Autorin Ursula Kerber:

Vordergründig erinnert der Text lautmalerisch mit „dreps-dreps-plipp-plopp-kwitsch-kwatsch-plitsch-platsch“ an vergnügliche Re­gen­lie­der in Kindertagen, mit Witz und Ironie „on de Fesch em See genn nass“.
Gute Laune, die Feststellung „Schee Wädda“ gar für „e Rejendaach von fre-ih bis schbääd“, das wäre schon nicht wenig.
Hildegard Driesch ist mit diesem Gedicht aber weitaus mehr ge­lun­gen: eine Hommage an den Entstehungsort „am Bostalsee“, hier an­läss­lich des 6. Mundartsymposions 1998 in der Bosener Mühle (ver­öf­fent­licht in „Bosener Bilder“ pvs-Edition).
„Mir gehd et gudd – aich fennen’d scheen“ schreibt die Autorin und spricht damit stellvertretend für die Erfahrung aller Müh­len­dich­te­rIn­nen aus verschiedenen Mundart-Sprachlandschaften, die dort in vie­len Jahren wichtige Impulse erhalten haben.

„Schee Wädda“ – for us Spròòch.

Schee Wädda

Dreps dreps
et reend am Bostalsee
dreps dreps dreps
wail reend et noch vill meh
kwitsch kwatsch
durch et Grass
on de Fesch em See genn nass
dreps dreps
de Naas drepst aach
dreps dreps dreps
von fre-ih bis schbääd e Rejendaach
duschda Wolgen schwer
droh’n vom Westen her
plipp plopp
draussen an da Maua
plitsch platsch platsch
awailen kemmd der fochzehnd Schaua
en Daach am Bostalsee em Reen
mir gehd et gudd – aich fennen’d scheen

Hildegard Driesch