Text des Monats

Harald Ley
Harald Ley

Monat 08/2010:
Sommeròòwend von Harald Ley

Sommerabend als Gedicht

Auszeichnung „Mundarttext des Monats“ für den saar­ländischen Poeten Harald Ley durch die Bosener Gruppe

Nohfelden-Bosen – Als Mundarttext des Mo­nats August 2010 wird das Gedicht Sommeròòwend des saar­län­di­schen Mundartautors Harald Ley prämiert. Darauf hat sich auf ihrer Tagung das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saar­ländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, habe man diesen Text von Ley ausgewählt, um den be­son­de­ren Wert der Mund­art­sprache in einem knappen, pointierten Gedicht zu verdeutlichen.

In ihrem Bosener Manifest hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Als eine der selbstverständlichen Konsequenzen hieraus soll die Dia­lekt­sprache als Möglichkeit einer anspruchsvollen literarischen Gestal­tungs­form präsentiert werden. Preiswürdige Texte werden auf Vor­schlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Ein­ziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Tex­tes. Zur Bosener Gruppe gehören u.a. die Mundartautoren Johannes Kühn, Georg Fox, Relinde Niederländer, Karin Klee, Gérard Carau, Gisela Bell, Manfred Pohlmann und Jean-Louis Kieffer.

Georg Fox, Mitglied der Bosener Gruppe, zu dem prämierten Text:

Meist sind es ja die kleinen Beobachtungen im Leben, die uns nur am Rande streifen. Einen „Sommeròòwend“ mit einer frischen Brise, den zarten Federwolken und einem unvergleichlichen Sonnenuntergang hat wohl jeder schon einmal erlebt. Das ist so ein Moment, den man gerne festhalten würde, weil es sich für ihn zu leben lohnt. Harald Ley gestaltet das Thema in einer Knappheit und Bildhaftigkeit der Regio­nal­sprache, wie man es in einem kurzen Gespräch darstellen würde. Genau dies macht den Wert des kleinen Textes aus. Hier wird nicht mit großem Pathos oder eindringlicher Symbolik gearbeitet, es sind vielmehr diese bezaubernden, kleinen Empfindungen, die das Erlebnis eines Sommerabends verdeutlichen. Das kleine Gedicht von Harald Ley berührt mich auch deshalb, weil hier in einem sehr einfühlsamen Sprachduktus der Sommerabend greifbar wird. Es ist genau das, was Mundart-Literatur leisten soll: Eine intensive Emotion wird in sprachlicher Schönheit festgehalten und aufbewahrt – vielleicht für kältere Zeiten!

Sommeròòwend

Sommeròòwend,
so waarm,
de mennscht,
de wärscht am Meer.

Sommeròòwend,
so weich,
de mennscht,
de leischt am Strand.

Sommeròòwend,
so leicht,
de mennscht,
de kénnscht’n hallen.

Harald Ley