Text des Monats

Ka­rin Klee
Ka­rin Klee

Monat 01/2010:
E Lieb­lings­ge­dicht von Ka­rin Klee

Ein Indianer-Lächeln für die Ha­ben-Sei­te

E Lieb­lings­ge­dicht von Ka­rin Klee ist Mund­art­text im ers­ten Mo­nat 2010.

Dazu gibt es auch einen SR3-Hörfunkbeitrag aus der Mund­ar­te­cke der Sen­dung „Bun­te Funk­mi­nu­ten“ vom 14.01.2010.

Die Hoff­nun­gen, die der Welt­kli­ma­gip­fel vie­len Men­schen ver­spro­chen hat, sind der Ernüch­te­rung ge­wi­chen. Und so wun­dert es nicht, dass das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe mit ei­nem sehr per­sön­li­chen, doch eben nicht un­po­li­ti­schen Text in das Jahr 2010 star­tet. Der Text „E Lieb­lings­ge­dicht“ der Wa­der­ner Au­to­rin Ka­rin Klee er­hält dafür die Aus­zeich­nung „Mund­art­text des Mo­nats“.

Über den aus­ge­zeich­nten Text schreibt die Über­herr­ner Schrift­stel­le­rin Ur­su­la Ker­ber:

„Ist der Text au­to­bio­gra­fisch?“ wer­den Au­to­ren manch­mal ge­fragt. Ja, hier sind durch­aus Rück­schlüs­se auf die Dich­te­rin er­laubt. Ka­rin Klee ach­tet bei ih­ren täg­li­chen Wan­de­run­gen auf ihr Um­feld, ih­re Welt.
Sie schreibt emp­find­sam und bo­denstän­dig zu­gleich.
So ent­ste­hen zunächst vier Stro­phen aus der Na­tur­be­ob­ach­tung her­aus, voll Be­we­gung und Verän­de­rung, aber oh­ne Hek­tik Et kemmt on ge­eht en ääm fort. Her­vor zu he­ben sind ih­re neu­en be­son­de­ren Bil­der, z. B. Wönd on Wär­rer, ö bloo­er Be­zuch ford Leäwe … vom Als­wei­rer. Der Ich-Erzäh­ler ist die­sem ele­men­ta­ren Wech­sel­spiel so in­ten­siv ver­bun­den, dass er zwei­fels­frei weiß: eisch se mei Was­ser / Wies / Holz / Loft. Die fol­gen­den vier Zei­len tö­nen in ih­rer Bildü­ber­tra­gung dy­na­mi­scher, ein­dring­li­cher bis hin zum wie­der­hol­ten Be­kennt­nis Mei Sprooch sen eich: Eich se mei Sprooch. Zum Ge­dichtaus­klang wird sach­lich Bilanz er­stellt Mir ge­hiert neischt. Die Schluss­fol­ge­rung stimmt trotz­dem spür­bar po­si­tiv. Und Ka­rin Klee schenkt ih­ren Le­sern und Hö­rern noch ein Lächeln für die Ha­ben-Sei­te.

E Lieb­lings­ge­dicht

Et kemmt on geht 
en ääm fort.
Et es Spiejel on Spill:
Eisch se mei Wasser.

Greijner Grond,
e Deck om Boddem,
Fourer for Feij on Land:
Eisch se mei Wies.

Wönd on Wärrer,
e blooer Bezuch ford Leäwe.
Vergroozelt vom Alsweirer:
Eisch se mei Loft.

Stämm on Stäcke,
geblanzt o geschlaa.
Papeijer on Feijer:
Eisch se mei Holz.

Welle on Weeje aus Wijerter,
dreggisch, häämelisch, vergänglisch.
Mei Sprooch sen eisch:
Eisch se mei Sprooch.

Mir gehijert neischt.
Awwer eisch sen, war’isch sen.
Mei Uroma stammt vo Apach.
Eisch sen’e Indianer.

Ka­rin Klee