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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 05/2009:
De Mai von Patrick Schmitt
Im Mai Patrick Schmitts "De Mai"
Die Bosener Gruppe prämiert den Text "De Mai" im dazu passenden Monat 2009 mit der Auszeichnung "Mundarttext des Monats". Darauf hat sich auf ihrer Frühjahrstagung das Kolloquium der Bosener Gruppe geeinigt. Zu dem prämierten Gedicht, das auch in der vielsprachigen Literatur-Zeitschrift Paraple N° 15 zu finden ist, schreibt der Schriftsteller Gérard Carau:
Im Mai, heißt es, schlagen die Bäume aus. Patrick Schmitt aus dem
lothringischen Götzenbrück hat den alten poetischen Topos semantisch
nicht unerheblich verändert. Bei ihm wird der Mai selbst aktiv, und er
"schlägt" nicht, sondern er "treibt". Als würde (ein) Gott persönlich
mit seiner Geißel die Natur zur Aktivität (an)treiben. Die Bewegung geht
von innen nach außen: Laub treibt aus dem Holz, das Blut treibt aus der
Haut, die Träne treibt aus dem Auge. Man staunt: Passen denn diese eher
Schmerzen assoziierenden Bilder zu unserer Vorstellung des Mai? Ist der
Mai nicht mehr der Monat der Liebe und ihrer Wonnen, des Glücks, des
Wohlbefindens? Eher passiv als aktiv?
Da klingt als Negativfolie vielleicht Goethes "Mailied" bzw. "Maifest" durch und der
Germanist, der Patrick Schmitt auch ist, findet daher rasch den Übergang
zum Poeten: Aufgabe des Dichters ist es, Wörter zu "veräußern", sich zu
artikulieren. Der Mai treibt ihn dazu an. Aber warum sollte er es
"lieblich" haben wie bei Johann Wolfgang und Friederike? Schicksal des
Menschen ist seine Vertreibung aus dem Paradies. Der Mai, als Monat des
Neubeginns im Jahresrhythmus, erinnert daran. Patrick Schmitt findet
schöne, ganz ungewöhnliche Bilder für die "Leidenschaften", die diese
Jahreszeit freisetzt.
Entsprechend erwartungsvoll die Würdigung der Leistungen des Mai in der zweiten
Strophe. Die Natur verausgabt sich. Die Welt wird farbig und festlich
durch die "austreibende/ausgetriebene" Kraft. Das schöne Bild der "Deck
iwer de Sundasdisch" fasst alles zusammen. An diesen Tisch setzen wir
uns doch alle gerne. Der blauweiße Himmel muss ja nicht unbedingt nur
der über Bayern sein.
De Mai
De Mai trèibt 's Laab àus'm Holz wie 's Blut àus de Hàut wie Dräne àus de Aue Waerder àus'm Sinn Vaerse àus'm Dichter de Mensch àus'm Paradies De Mai verschwendt sich Er lèit sèi Farwe iwer's Lànd wie e Deck iwer de Sundasdisch Er breit sèi grin un gèhli Hànd iwer Dèicht un Hiwwel Un underem blàwèiße Himmel wachst e nàui Welt Vun de sichtbar Midde bis zum èißerschde Rànd
Patrick Schmitt