Text des Monats

Monat 11/2008:
Speerer Herbscht von Norbert Schneider

"Speerer Herbscht" im Lebenswinter

Der Mundarttext des Monats November stammt aus der Feder von Norbert Schneider, darauf hat sich die Bosener Gruppe, jene Vereinigung von Sprach-Künstlern/innen aus der grenzüberschreitenden Großregion des rhein- und moselfränkischen Dialektaumes, bei ihrer letzten Tagung geeinigt. Der ausgewählte Text ist erstmals in Schneiders neustem Buch "Von Schullehrer unn annere Spezialischde" erschienen.

Norbert Schneider wurde 1957 in Rehborn geboren und lebt dort auch heute. Er schreibt seit etwa 20 Jahren Lyrik und Prosa in Rehborner Dialekt, einer nordpfälzischen Mundart.

Zahlreiche seiner Veröffentlichungen wurden preisgekrönt. Er erhielt u. a. den Dr.-Wilhlem-Dautermann-Preis, mehrmals Preise beim Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe, beim Mundartdichterwettstreit in Bockenheim, den Goldenen Schnawwel des Saarländischen Rundfunks, und er zählte zu den Gewinnern beim 1. Saarl. Mundartwettbewerb im vergangenen Jahr. Norbert Schneider ist Mitglied im Literarischen Verein der Pfalz und in der Bosener Gruppe.

Hildegard Driesch schreibt zum November-Gedicht:

Norbert Schneiders Text "Speerer Herbscht" (Später Herbst) lässt uns über die Endlichkeit nachdenken; über die Endlichkeit der schönen Jahreszeit und die Endlichkeit der Lebenszeit. Norbert Schneider gelingt eine atmosphärisch dichte Beschreibung eines in die Jahre gekommenen Paares bei der Gartenarbeit. Diese Arbeit ist den beiden Leuten offenbar zur Last geworden. Doch sie klagen nicht, die zwei Alten, sie sind ein eingespieltes Team. Und obwohl zwischen ihnen kein Wort fällt, umgibt das Paar eine bedrückende Gewissheit: So wie der Herbst im Garten das nahe Ende im Jahreszyklus vom Werden, Wachsen, Reifen zum Vergehen darstellt, so spiegelt sich darin auch ein Stück dem Ende zustrebende Lebenszeit, man erblickt darin den Rest gezählter Tage. Die Zeit des Abschiednehmens rückt näher.

Speerer Herbscht

Guck, die zwää Alde schaffe dert im Garde.
Sie häggelt, krätzt die Aajerpätsch im Pad.
Er bickt sich, stecht de eerschde Feldsalad,
will vor de Mauer dodenoo noch spade.

Verderrdes Grumbeerkraut leijt uff de Länner,
do uff de Trepp leijt's Fix-Feier parad.
Unn's Weißkraut muss noch aus. Es wär jo schad,
wann das vorm Froscht keem nimmi in de Stänner.

Sein schranggelich, se mache klääne Schritt.
Es Schaffe fällt ne schwer, se klaae nit.
Nur manchmol dun se sich de Arme reiwe.

Es fällt kää Wort. Die zwää sein ingespeelt
Seit ewich unn drei Daach. Nor ää Sach queelt:
De Winder kimmt, ääns muss dann iwwrich bleiwe?

Norbert Schneider