Text des Monats

Monat 06/2008:
Mein Katz von Harald Ley

Hommage für eine Katze im Mundarttext des Monats

Auszeichnung für den saarländischen Poeten Harald Ley durch die Bosener Gruppe!

Nohfelden-Bosen - Als Mundarttext des Monats Juni 2008 wird das Gedicht Mein Katz des saarländischen Mundartautors Harald Ley prämiert. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, habe man diesen Text von Ley ausgewählt, um den besonderen Wert der Mundartsprache in einem knappen, pointierten Gedicht zu verdeutlichen.

In ihrem Bosener Manifest hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Preiswürdige Texte werden auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Zur Bosener Gruppe gehören u.a. die Mundartautoren Johannes Kühn, Georg Fox, Relinde Niederländer, Ute Zimmermann, Bruno Hain, Gisela Bell, Manfred Pohlmann, Hans Walter Lorang und Jean-Louis Kieffer.

Georg Fox, Mitglied der Bosener Gruppe, zu dem prämierten Text:

Es ist sicherlich ein ungewöhnliches Gedicht, mit dem Harald Ley das Sterben seiner Katze Helene beschreibt. Das Tier, welches sonst ein Synonym für Lebendigkeit, Jagdtrieb und Anschmiegsamkeit war, wird holzschnittartig skizziert mit Gedanken, bei denen man den Tod ganz nah spürt.
Ley lebt und leidet mit dem Tier, er begleitet es mit seinem Mitgefühl, auch wenn von manchem Menschen gesagt wird, es sei doch "nur" eine Katze, die da stirbt. Bei Ley liest sich das anders. Er beschreibt die Katze als bemitleidenswert, zugleich aber ausgestattet mit einer Geduld wie kein Mensch. Die Katze "dauert" ihn, weil sie ein Teil seines Lebens war. Sie war ein Stück des Mundartlebens und verdient deshalb einen Text voller Poesie und Traurigkeit. Besonders eindrucksvoll die mundartliche Wendung: "Mein Katz geht sterwen". Es ist die typische Ausdrucksform des Saarländers, der bei so vielen Vorgängen die Bewegung sieht. Ein Katzenleben, ein Mundartleben!

Mein Katz

De Aauen treif,
de Ohren zou,
de Krallen stomp,
et Fell verroppt,
all Grääten kromm.
Enn Pein wie't Leiden Christi.

Onn doch
Gedold
äss wie kään Minsch,
kään Gejòòmer,
kään Geschrei.

Mein Katz
äss wäärt'n Minsch,
se duurt meich,
mein alt Katz.

Mein Katz geht sterwen.

Harald Ley