Text des Monats

Monat 12/2007:
Dezember-Biller von Manfred Moßmann

Auszeichnung für den moselfränkischen Dichter Manfred Moßmann durch die Bosener Gruppe

Nohfelden-Bosen - Als Mundarttext des Monats Dezember wird das Gedicht Dezember-Biller des moselfränkischen Autors Manfred Moßmann prämiert. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilt, habe man sich für diesen Text entschieden, weil Moßmann darin seinen Dialekt, das Moselfränkisch des Hochwaldraumes kurz hinter der saarländischen Grenze in Richtung Trier, als eine an Bildern reiche Sprache präsentiert.

Gérard Carau schreibt zu dem Gedicht:

Man geht an Manfred Moßmanns "Dezember-Billern" vorbei wie an einem Bilderstreifen mit Darstellungen des Läuterungsprozesses eines Menschen in einem altägyptischen Grab. Oder man fühlt sich in ein Theater-Bad mit Katharsis-Wirkung getaucht, wie es die alten Griechen kannten.
Wie die Natur für Monate alles Überflüssige abwirft, sich "plaackig-naackig" macht und ihre Farbenvielfalt zu einem einheitlichen (mysteriösen und zugleich vielversprechenden) "Groo" zusammenzieht, so der Mensch: Er muss, will er neu erstehen, sich in sich selbst zurückziehen, sich minimieren, sich entblößen; er darf sich nicht mehr so wichtig nehmen. Damit sich die Kraft der warmen und hellen Sonne des "Häämoonds" entwickeln kann.
Das Gedicht lebt von den Bildern, die Manfred Moßmann vor seiner "Höösdier" gefunden hat, und den klirrenden Vokalklängen (hier vor allem das ernüchternde lange "a"), die der Hochwälder Dialekt (der Autor stammt aus Zerf) anbietet. Eine herrliche Einheit. Sage noch einer, man könne auf Platt keine Poesie schreiben!

Dezember-Biller

Plaackig-naackig seen de Gärt' äm Wänter
wie e Reiser-Bähsem stäät die Birk'
bei uus vier dä Höösdier

Gròò Òòdern ihr Ääscht
äm sélwrije Nähwel
en Traam sö déjf

ó' sö hell wie äm Häämòònd de Sónn

Plaackig-naackig seen de Wisen
wie en Herd näugeburner Meis
um Runten vun dä Ruwwer

Gròò Òòdern de Wähen
durch sélwrig Bääm
en Traam sö déjf

ó' sö wärm wie äm Häämòònd de Sónn

Manfred Moßmann