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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 09/2007:
E Ként, noch von Gérard Carau
Kind und Dichter - zwei mit einem Blick
Nohfelden-Bosen - Als Mundarttext des Monats September wird das Gedicht E Ként, noch des saarländischen Autors Gérard Carau ausgezeicnet. Darauf hat sich auf ihrer letzten Tagung das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, hat die Gruppe diesen Text ausgewählt, weil er ein weiteres Beispiel für die poetische Qualität der regionalen Sprache und ihrer literarischen Aussagen ist.
Die Bosener Gruppe ist eine Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart und hat sich zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Als eine der selbstverständlichen Konsequenzen hieraus soll die Dialektsprache als Möglichkeit einer anspruchsvollen literarischen Gestaltungsform präsentiert werden. Preiswürdige Texte werden auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Einziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Textes. Zur Bosener Gruppe gehören u.a. die Mundartautoren Johannes Kühn, Heinrich Kraus, Norbert Schneider, Georg Fox, Relinde Niederländer, Wolfgang Ohler, Helga Schneider, Ute Zimmermann, Karin Klee, René Egles, Gisela Bell, Manfred Pohlmann, Jean-Louis Kieffer und Marcel Adam.
Die saarländische Autorin Ursula Kerber schreibt zum September-Text:
Gérard Carau beschreibt in seinen Texten komplexe Themen und
Sachverhalte mit wenigen Worten in einer ganz klaren poetischen Sprache.
Aus seiner fast fotografisch genauen Beobachtung entsteht unmittelbar
eine innere Resonanz.
In seinem Gedicht "E Ként, noch" gibt der Autor schon in der Überschrift
einen deutlichen Hinweis auf Entwicklung, Veränderung. Zunächst zeigt er
liebevoll auf, was das Staunen, die Faszination beim Betrachten eines
kleinen Kindes ausmacht, dessen mühelosen Blickwechsel in seinem Dasein
dort und hier. Das Kind "éss noch én seiner Welt" und gleichzeitig im
ersten (Blick-) Kontakt mit dem Neuen, neugierig, unbeschwert,
lachend.
Der Aufmerksamkeit des Dichters entgeht indes nicht die Falte auf der
Kinderstirn: "der Gedankestréch". Ist damit nur ein Lernprozess, die
nächste kindliche Entwicklungsstufe gemeint? Oder setzt uns der Autor
hier nicht vielmehr ein bewusstes Pausenzeichen?
Wissend, lebenserfahren folgt in den Schlusszeilen dann der Zuruf, die
eindringliche Bitte "bleiw noch, bleiw noch e bésschen foart von
héij".
Gérard Caraus Gedicht dokumentiert die schnelle kindliche Entwicklung,
Veränderungen von einem Augenblick zum anderen. Ein Erwachsener kann
innehalten, staunen, sich erinnern, jedes Mal neu - eine große Chance.
E Ként, noch
Sei Bléck éss weit wèch schónn ónn ganz nòò noch. Et éss noch én seiner Welt, ónn guckt doch schónn riwwer. E Gréiwchen ém Bäckchen, e Mailchen wo lacht. Onn doch: óff der Stier schónn de Falt, der Gedankestréch. Bleiw noch, bleiw noch e bésschen foart von héij.
Gérard Carau