Text des Monats

Monat 08/2007:
Sunnebrill von Robert Schultz

Auszeichnung für den südpfälzischen Autor Robert Schultz durch die Bosener Gruppe

Als Mundarttext des Monats August wird das Gedicht Sunnebrill des südpfälzischen Mundartautors Robert Schultz prämiert. Darauf hat sich auf ihrer letzten Tagung das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilt, habe man diesen Text von Schultz zum einen ausgewählt, weil er dem gängigen Klischee von Sommer, Sonne, Sonnenschein melancholisch widerspricht. Zum anderen war es der Gruppe wichtig, an den Autor zu erinnern: Robert Schultz, Mitglied der Bosener Gruppe und mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller und Autor, verstarb im November vergangenen Jahres.

Ute Zimmermann schreibt zu dem prämierten Text:

Die zufriedenen Leute am Strand über denen die Sonne lacht... Aber nach diesen klischeehaften Versen kommt Robert Schultz sehr schnell zum Kern, und man sollte sich hüten, diesen einfachen Zeilen auf den Leim zu gehen. Auch wenn Schultz zunächst harmlos bleibt: Er spricht vom schweren Herzen "wie en Schdää vun zwää Zentner". Kunst oder Kitsch? Klare Antwort: Nur einem Meister gelingt es, so nebenbei einer zwei Zentner schweren Seele die Empfindlichkeit einer offenen Muschel zuzusprechen. Aber ein Könner leidet nicht. Nicht öffentlich. Mögen andere ihre Traurigkeit zur Schau stellen. Robert Schultz' Sache ist dies nicht. Die Überschrift verrät uns schon, dass hier die Sonnenbrille nicht nur vor UV-Strahlen schützt. Hinter ihr kann sich der ganze Mensch verstecken. Die Augen als Fenster zur Welt, aber umgekehrt auch als Einblick in das Seelenleben eines Menschen, werden vor neugierigen Blicken oder Fragen geschützt. Anderen die gute Sommerlaune zu verderben lässt Robert sein. Und uns gibt er die Frage mit, wie fröhlich die Sonnenbrillenmenschen an den Sommerstränden wirklich sind. Schau genau hin, sagt er uns. Auch Sonnenschein ist nur - ein Schein.

Sunnebrill

Do sitz isch am Schdrand,
um misch rum
lauder zufreedene Leit.
Un owwedriwwer
d'Sunn wu lacht.
Awwer s'Herz esch sou schwer
wie en Schdää vun zwää Zentner,
debei sou empfindlich
wie e offenie Muschel.
Schnell d'Sunnebrill druff
un dehenner verschdeckelt!

Robert Schultz