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die Bosener Gruppe
Text des Monats
Monat 12/2006:
So isch! von Werner Puschner
Auszeichnung für den Autor Werner Puschner durch die Bosener Gruppe!
Nohfelden-Bosen - Als Mundarttext des Monats Dezember wird der Text So isch! des Karlsruher Mundartautors Werner Puschner prämiert. Darauf hat sich auf ihrer letzten Tagung das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilte, hat die Gruppe diesen Text ausgewählt, um in diesem lyrisch anrührenden Text die Mundartsprache in ihrer Schönheit zu verdeutlichen und darzustellen.
In ihrem Bosener Manifest hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer herausragenden Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Als eine der selbstverständlichen Konsequenzen hieraus soll die Dialektsprache als Möglichkeit einer anspruchsvollen literarischen Gestaltungsform präsentiert werden. Preiswürdige Texte werden auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Einziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Textes. Zur Bosener Gruppe gehören u.a. die Mundartautoren Johannes Kühn, Wolfgang Ohler, Günther Hussong, Relinde Niederländer, Karin Klee, Ute Zimmermann, Bruno Hain, Gisela Bell, Manfred Pohlmann und Jean-Louis Kieffer.
Der Autor Thomas Liebscher schreibt zum ausgezeichneten Text:
"Weihnachtsbagatellen in Karlsruher Mundart" nennt Werner Puschner sein Buch "Mir schenke uns nix" im Untertitel. Die kleine Szene "So isch!" ist daraus entnommen. Zwei Männer sitzen in der Kneipe, sie pflegen ihre eigene Art der Vorweihnachtsfeier. Der Wirt bringt ihnen ja auch ein Festbier. Alle drei Beteiligten haben ähnliche Namen, doch austauschbar sind sie zunächst keineswegs. Erich schwingt sich auf zum Prediger: Weihnachten, das ist etwas Höheres. Ewald ist der aufmerksame, sensible Zuhörer, der so etwas erst einmal ernst nimmt. Aber Erich denkt nicht dran, seine Vorsätze umzusetzen. Er bleibt im Dumpfen, im Dunklen sitzen. Strahlt dafür Erich einen Hoffnungsschimmer aus? Schließlich hat er sein Alternativprogramm schon fest vereinbart. Er schenkt sich nichts mit seiner Frau. Aber nur, um aus solchen Vorsätzen noch tiefer zu fallen in unserer Beurteilung als sein Gegenüber. Zwei hoffnungslose Fälle, zwei Figuren einer Satire. Das Fest und sein Sinn: Bis Ewald und Erich ein Licht aufgeht, muss noch viel Festbier fließen. Wirt Egon feuert seine Kundschaft mit jedem "So isch" hinterhältig geschäftstüchtig an. Am Ende sind sich die drei einig, dass solches Tun und Reden nichts schadet. "Von wegon - Egon", möchte man ihnen zurufen. Werner Puschner gehört zu den profiliertesten Mundartautoren im Raum Karlsruhe. Der Dialog und die fast beiläufige Betrachtung haben es dem 50-jährigen Lehrer besonders angetan. In seinen Miniaturen, die er gern in handlichen Büchlein publiziert, kartografiert er die Lebens- und Gefühlswelt der Städter oder Großdorfbewohner.
So isch!
Ewald: | Egon, zwei Bier, Feschtbier bitte! |
Egon: | Kommt schon. |
Erich: | Weisch, Ewald, ich tät Weihnachte am liebschte s ganz eifach feiere, ohne alles Brimborium, Gschenke, Tannebaum, Geheimnistuerei, Kerze, Kugle un so Firlefanz, mit ganz eifache Mittel. |
Ewald: | Euer Kinner sin doch aus em Haus, dann machs doch. |
Erich: | Ha,... weisch,... so ganz ohne,... des will ma doch net mache. |
Ewald: | Du hasch doch grad gsagt, dass kei Luscht druff hasch. |
Erich: | Weihnachte isch aber doch nix, wos blos um d Luscht geht. Oder trinksch du etwa nur, weil dirs schmeckt un weil du Durscht hasch? S geht doch um Höheres... |
Egon: | So isch! |
Ewald: | Wenn so denksch, dann solltsch aber en Bedürftige eilade, en Obdachlose oder e kranke Verwandschaft oder so. |
Erich: | Ha, e bissle weihnachtlich muss scho zugehe. |
Egon: | So isch! |
Ewald: | Aber... Mir schenke uns nix! Des hab ich mit de Hilde dies Johr so ausgmacht... Die kriegt aber trotzdem was von mir! |
Erich: | Do wird se aber dumm gucke am Heilige Abend. |
Ewald: | Un des dumme Gsicht lass ich mir was koschte, des isch mirs wert. |
Erich: | Für des Geld tät ich lieber gut esse gehe. |
Ewald: | Do dafür langts au noch. |
Egon: | So isch! |
Erich: | De Egon schwätzt au immer s Gleich. |
Ewald: | Lass en doch, des schadet doch niemand. |
Erich: | Hasch recht. |
Egon: | So isch! |
Werner Puschner