Text des Monats

Monat 11/2006:
Et is die Naat lòò Schnee gefall von Friedrich Ebert

Ers­ter Schnee im Mund­art­text des Mo­nats

Auszeichnung für Friedrich Ebert aus Wadern durch die Bosener Gruppe!

Nohfelden-Bosen - Als Mundarttext des Monats November wird das Gedicht Et is die Naat lòò Schnee gefall des saarländischen Mundartautors Friedrich Ebert prä­miert. Da­rauf hat sich auf ih­rer letz­ten Ta­gung das Kol­lo­qui­um der Bo­se­ner Grup­pe ver­stän­digt. Wie die Spre­che­rin der Grup­pe, die saar­län­di­sche Schrift­stel­le­rin Ka­rin Klee, mit­teil­te, hat die Grup­pe die­sen Text aus­ge­wählt, um in die­sem ly­risch an­rühren­den Text die Mund­art­spra­che in ih­rer Schön­heit zu ver­deut­li­chen und dar­zu­stel­len.

In ih­rem Bo­se­ner Ma­ni­fest hat sich die Ar­beits­ge­mein­schaft für rhein- und mo­sel­frän­ki­sche Mund­art zum Ziel ge­setzt, die Mund­ar­ten der Re­gi­on in ih­rer her­aus­ra­gen­den Wer­tig­keit und Schön­heit dar­zu­stel­len. Als ei­ne der selbst­ver­ständ­li­chen Kon­se­quen­zen hieraus soll die Dia­lekt­spra­che als Mög­lich­keit ei­ner an­spruchs­vol­len li­te­ra­ri­schen Ge­stal­tungs­form prä­sen­tiert wer­den. Preis­wür­di­ge Tex­te wer­den auf Vor­schlag der Mit­glie­der der Bo­se­ner Grup­pe aus­ge­wählt und ju­riert. Ein­zi­ges Ent­schei­dungs­merk­mal ist die li­te­ra­ri­sche Qua­lität ei­nes Tex­tes. Zur Bo­se­ner Grup­pe gehören u.a. die Mund­art­au­to­ren Jo­han­nes Kühn, Wolf­gang Oh­ler, Gün­ther Hus­song, Re­lin­de Nie­der­län­der, Ka­rin Klee, Ute Zim­mer­mann, Bru­no Hain, Gi­se­la Bell, Man­fred Pohl­mann und Jean-Louis Kief­fer.

Georg Fox schreibt zu dem prämierten Text:

Die­ser Text mit ei­nem star­ken Be­zug zur Na­tur und zur Jah­res­zeit berührt mich we­gen sei­ner sehr emp­find­sa­men Spra­che im­mer wie­der. Er spie­gelt ei­ne zar­te Emo­ti­on an ei­nem frühen Win­ter­mor­gen, wo man am Fens­ter zum ers­ten Mal den Schnee be­ob­ach­tet. Schnee fas­zi­niert nicht nur die Kin­der. Die Land­schaft bie­tet ein neu­es Bild, es ent­ste­hen dann an­de­re For­men und Far­ben über ei­nem ei­gent­lich ver­trau­ten Re­lief. Al­les ist ver­än­dert und ver­zau­bert. Fried­rich Ebert be­schreibt die­se Verän­de­rung wie einen bei­na­he na­tur­ma­gi­schen Vor­gang. Der Schnee ist die Ankün­di­gung für ei­ne neue Zeit - Ad­vent, Weih­nach­ten steht jetzt vor der Tür. Mir ge­fal­len an die­sem Text die­se lei­sen Tö­ne. Fried­rich Ebert schreibt in sei­ner ur­sprüng­li­chen Pütt­lin­ger Re­gio­nal­spra­che und lässt die Na­tur­bil­der des Köl­ler­tals mund­art­lich so ein­drucks­voll wir­ken. Da­bei ist er weit ent­fernt von ei­ner ro­man­ti­sie­ren­den Dar­stel­lung der Sze­ne. Schnee be­deu­tet auch Käl­te und Eis. Wort­ma­le­risch ar­bei­tet der Au­tor mit die­sen un­ge­wöhn­lich kraft­vol­len Ver­ben, wo es einen schur­rert. Eberts Ge­dicht ist ein klei­nes Denk­mal für die Spra­che sei­ner Kind­heit, uni­kat und un­ver­wech­sel­bar. Der Text zeigt auch, dass Mund­art ganz ein­fach und schnör­kel­los als li­te­ra­ri­sches Ge­stal­tungs­mit­tel be­nutzt wer­den kann und da­mit ei­ne un­ver­gleich­li­che Sprach­schön­heit ent­fal­tet.

Et is die Naat lòò Schnee gefall

Audiodatei anhören – 965 kB

Et is die Naat lòò Schnee gefall,
vill Fleggscher, wiß unn zart.
Uff Bisch unn Bääm dòò leit Krischdall,
sovill wie Schdernen druss äm All,
von gònz besònn'rer Art.

Da Mond schinnt hell uff Bääm unn Bisch,
schinnt druss ach uff de Flur. 
Unn wie't Licht druffellt, bricht et sich 
rot, gääl, grün, blòò schdrahlt et fò dich, 
wie Edelschdäänen puur.

De Luft is aarich kalt die Naat.
Ma schurrert sich äm Schnee. 
Unn wat dá Winter lòò hat braat
-dat hònn all ònnern aach gesaat-
diit eeklich jeerem weh.

En Òhnen is jetzt iwwerall. 
Et Weh, dat is ball rimm. 
Ma schbiirt et unnen jetz äm Daal
unn uff da Heh. Uff jeeren Fall 
is alles nimmeh schlimm!

Friedrich Ebert